Kritik an abgelehnten Visa

640 Menschen aus Entwicklungsländern nutzen Freiwilligendienst

Der Freiwilligendienst "weltwärts" hat im vergangenen Jahr 640 jungen Menschen aus Entwicklungsländern einen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Seit der Einführung 2013 stieg die Gesamtzahl der Freiwilligen jährlich an, wie die Koordinierungsstelle "weltwärts" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Bonn mitteilte. Im Jahr 2017 verzeichnete die Süd-Nord-Komponente des entwicklungspolitischen Programms noch 564 Einreisen.

Zu den Hauptausreiseländern 2018 gehörten demnach Kolumbien mit 54 Freiwilligen, Indien (43), Bolivien und Uganda (je 41). Im vergangenen Jahr reisten aus Mexiko (39) die meisten "weltwärts"-Teilnehmer ein.

Dagegen sank die Anzahl in der Nord-Süd-Komponente: Im vergangenen Jahr nahmen nach der aktuellen Statistik 3.382 junge Deutsche an einem "weltwärts"-Jahr im Ausland teil. 2016 und 2017 waren es jeweils noch etwa 3.700. Der Rückgang um fast 400 Freiwillige ist laut "weltwärts" vermutlich auf geringe Bewerberzahlen zurückzuführen. Die Förderhöhe des Bundes habe sich nicht verändert.

Mit 701 jungen Menschen stammten die meisten Freiwilligen aus Nordrhein-Westfalen. Dann folgten Baden- Württemberg (672), Bayern (400) und Niedersachsen (336). Schlusslichter sind das Saarland (16), Bremen (26) und Sachsen-Anhalt (36).

Nach Informationen der Koordinierungsstelle wurden 2018 in 48 Fällen in zehn verschiedenen Ländern Visa abgelehnt. Im Verhältnis zu den eingereisten Freiwilligen sei diese Zahl zwischen 2014 und 2018 konstant bei rund vier Prozent geblieben. 

Laut des Magazins "Kontinente" des katholischen Hilfswerks missio Aachen beklagen Aufnahmeorganisationen, dass deutsche Botschaften in Ecuador, Uganda oder Indien vermehrt eine Einreise verhindern. So kritisierte
der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Diözese Rottenburg-Stuttgart: "Obwohl alle jungen Menschen von den langjährigen weltkirchlichen Partnern vor Ort mit größter Sorgfalt ausgesucht und vorbereitet wurden und alle einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen können, wurde drei von ihnen ein Visum im ersten Anlauf verweigert." Eine Uganderin und eine Inderin hätten deswegen an dem Programm nicht teilnehmen können, sagte die zuständige BDKJ-Diözesan-Referentin Eva Ludwig auf Anfrage. Was in den deutschen Botschaften Lateinamerikas zur üblichen Routine gehöre, werde offensichtlich in den diplomatischen Vertretungen in Kampala (Uganda) und Bangalore (Indien) anders interpretiert.

Die Koordinierungsstelle "weltwärts" bestätigt diesen Trend nicht. Die meisten Visaablehnungen würden zwar in afrikanischen Ländern wie Kenia, Togo und Uganda festgestellt, jedoch sei keine prozentuale Zunahme zu erkennen. Begründet würden die Ablehnungen meist durch mangelnde Rückkehrbereitschaft oder fehlenden biografischen Bezug, beispielsweise durch fehlendes vorheriges ehrenamtliches Engagement.

Daniela Heblik von der Koordinierungsstelle "weltwärts" erklärte zudem, bei Anzeichen dafür, dass Visa systematisch abgelehnt würden, suche das Entwicklungsministerium das Gespräch mit dem Auswärtigen Amt und den jeweiligen Botschaften. Für den Bereich der Visavergabe fänden außerdem Ressortbesprechungen zwischen Ministerien statt. Darüber hinaus seien in 16 Ländern, darunter auch Indien und Uganda, sogenannte Ansprechstellen für Visa und Sicherheit eingerichtet.

Der entwicklungspolitischen Freiwilligendienst "weltwärts" wurde 2008 ins Leben gerufen und ist laut Entwicklungsministerium mittlerweile der größte internationale Freiwilligendienst Deutschlands. Junge Menschen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren leben und arbeiten ein Jahr lang in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Seit 2013 gibt es im Programm auch eine Süd-Nord-Komponente, mit der junge Menschen aus Entwicklungsländern
in Deutschland einen Freiwilligendienst leisten können. Zielmarke ist hierbei nach eigenen Angaben, 800 jungen Menschen ein Jahr in Deutschland zu ermöglichen.

KNA

23.01.2019 - Deutschland , Jugend , Weltkirche