Antisemitismus

Angriff auf jüdische Männer im Berliner Prenzlauer Berg

Im Berliner Szenebezirk Prenzlauer-Berg ist es am Dienstagabend zu einem antisemitischen Angriff gekommen. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden zwei Kippa tragende junge Männer am Helmholtzplatz von drei Männern antisemitisch beleidigt und attackiert. Einer schlug demnach mit einem Gürtel auf einen der jüdischen Männer ein und verletzte ihn leicht. Der Staatsschutz ermittelt.

Der angegriffene 21-jährige Israeli filmte die Tat und stellte das Video bei Facebook online. Der Täter ruft darauf "Yahudi", arabisch für "Jude". Laut Polizei entfernte sich die Gruppe vom Tatort, wurde jedoch von dem 21-Jährigen verfolgt, worauf der Schläger eine Glasflasche nahm und versuchte, den Verfolger damit zu schlagen. Eine Zeugin habe jedoch weitere Schläge des Täters verhindert.

"Hier ist erneut eine rote Linie weit überschritten worden", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Mittwoch bei einer Tagung in Berlin. Er hob hervor, dass Prenzlauer Berg ein bürgerliches Szeneviertel und nicht wie bei einigen bisherigen Vorfällen stark muslimisch geprägt sei. Offensichtlich gebe es verstärkt in Großstädten ein Gefahrenpotenzial für Juden und Kippa-Träger, sagte Schuster. Er hoffe, dass mit den vorliegenden Videoaufnahmen die Täter schnell gefunden würden, um sie strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen. Schuster nahm erneut auch die muslimischen Verbände in die Pflicht, sich klar gegen Antisemitismus zu positionieren.

Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte: "Wenn junge Männer bei uns attackiert werden, nur weil sie eine Kippa tragen, ist das unerträglich." Deutschland trage Verantwortung dafür, "uns schützend vor jüdisches Leben zu stellen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Justizministerin Katarina Barley (SPD) sprach gegenüber den Zeitungen von einer "Schande für unser Land". Das American Jewish Committee (AJC) forderte ein "unmissverständliches Zeichen der Politik". Der Vorfall zeige, dass bei antisemitischer Gewalt "mittlerweile sämtliche Hemmschwellen gefallen sind". 

Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) verurteilte den Angriff und forderte: "Antisemitismus darf in dieser Stadt nicht hingenommen werden." Der Vorfall zeige "einmal mehr, wie wichtig die Arbeit gegen Antisemitismus in unserer Stadt ist". Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) erfasste 2017 in Berlin 947 antisemitische Vorfälle, darunter 18 Angriffe, 23 Bedrohungen und 42 Sachbeschädigungen. Erfasst werden dabei auch nicht strafrechtlich relevante Vorfälle. Die Zahl antisemitischer Straftaten in Berlin steigt seit Jahren.

Der Sprecher des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, Levi Salomon, erklärte: "Es ist unerträglich anzusehen, dass ein junger jüdischer Mann auf offener Straße im gut situierten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg angegriffen wird, weil er sich als Jude zu erkennen gibt." Nun seien Politik und Zivilgesellschaft gefragt: "Wir brauchen keine Sonntagsreden mehr, es muss gehandelt werden." 

KNA

18.04.2018 - Deutschland , Diskriminierung