Appelle zum Deutschen Pflegetag

Reformen und höhere Löhne

Zum Auftakt des Deutschen Pflegetages haben das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und der Pflegerat kreative Reformen und höhere Löhne in der Pflege gefordert. "Wir brauchen mehr Pioniergeist und Kreativität bei der Reform der Pflege. Das Thema Pflege hat im Wahlkampf eine gegenüber anderen Themen untergeordnete Rolle gespielt", sagte der KDA-Vorsitzende Helmut Kneppe am Mittwoch. Tatsächlich sei die Frage, wie wir im Alter leben und eine menschenwürdige Pflege gestalten möchten jedoch eine Grundanforderung der alternden Gesellschaft.

"Wir sollten im Umgang mit dieser Frage sehr viel positiver und einfallsreicher über Gestaltungsmöglichkeiten nachdenken", so Kneppe. "Kommen wir endlich weg vom Gedanken der Kasernierung, wenn jemand hilfebedürftig wird, und schaffen wir Möglichkeiten, damit ältere Menschen in jeder Lebenssituation möglichst lange teilhaben können."

In diesem Zusammenhang gebe es bei den älteren Menschen einen "großen Schatz", den die Politik noch nicht gehoben habe. "Alter bedeutet nicht immer Gebrechlichkeit. Wir sollten die Potenziale des Alters sehen und die Lust an Teilhabe der nicht mehr berufstätigen Menschen viel stärker erkennen und einbinden." Sehr viele ältere Menschen wollten sich engagieren und könnten auf Grundlage ihrer Lebenserfahrung wichtige Partner insbesondere für junge Menschen sein.

Die Präsidentin des Pflegerats, Christine Vogler, forderte unterdessen eine bessere Entlohnung von Pflegekräften. "Neue Studien konnten belegen, dass die Pflege in puncto Belastung und Verantwortung mit etwa 4.000 Euro für eine Vollzeitstelle angemessen honoriert wäre. Wir haben heute eine Spanne, je nachdem wo Pflegende arbeiten, zwischen 2.100 und 3.700 Euro. Die wenigsten erreichen derzeit die 4000 Euro", sagte Vogler der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).

Die zukünftige Bundesregierung müsse "endlich mal grundsätzlich beantworten", wie Pflege künftig finanziert werden solle. "Unser Sozialversicherungssystem reicht im Augenblick nicht aus, um die Pflege besser zu finanzieren. Wir müssen über Steuerzuschüsse nachdenken", forderte Vogler mit Blick auf die laufenden Sondierungsgespräche zwischen SPD, Grünen und FDP. Nötig sei ein "Kassensturz in unserem Gesundheitssystem": "Welchen Versorgungsauftrag haben wir, und was können wir uns noch leisten?", so Vogler.

Die Pflegebranche trifft sich am Mittwoch und Donnerstag zum Deutschen Pflegetag in Berlin. Erwartet werden rund 1.500 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen. Während in der Hauptstadt die Koalitionsverhandlungen anlaufen, wollen die Pflegenden ihre Erwartungen direkt an die Politik formulieren.

KNA

13.10.2021 - Arbeit , Deutschland , Pflege