Appelle zum Weltflüchtlingstag

So viele Schutzsuchende wie nie

Zum heutigen Weltflüchtlingstag und mit Blick auf die weltweit steigende Zahl von Flüchtlingen werben Hilfsorganisationen und die Kirchen für mehr Unterstützung. Die Zahl der Schutzsuchenden erreichte nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand. Ende 2017 befanden sich laut den am Dienstag veröffentlichten Zahlen 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht, fast drei Millionen mehr als im Jahr 2016.

Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße rief dazu auf, die menschlichen Schicksale hinter der Flüchtlingszahl im Blick zu behalten: „Verhärten wir nicht unsere Herzen, verschließen wir nicht unsere Augen!“, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, sagte: „Die Mehrzahl aller Flüchtlinge flieht vor Kriegen, Gewalt und Verfolgung.“ Diese Probleme, zu denen auch der Klimawandel gehöre, könne die Entwicklungszusammenarbeit allein nicht lösen. „Sie darf nicht zur Fluchtabwehr genutzt werden“, so Dieckmann. „Einzig politische Lösungen werden dazu führen, dass Menschen in ihren Heimatländern bleiben.“

Das Kinderhilfswerk terres des hommes betonte, dass meist Flüchtlinge in ihrem eigenen Land oder in Nachbarländern Zuflucht fänden, nur die wenigstens kämen bis nach Europa. „Es sollte selbstverständlich sein, dass wir Flüchtlingen, die es bis nach Europa geschafft haben, Zuflucht und Sicherheit bieten“, sagte Vorstandssprecher Albert Recknagel. Zudem trügen die reichen Industrieländer und damit auch Deutschland durch Waffenexporte in Kriegs- und Spannungsgebiete eine „Mitverantwortung für das Flüchtlingsdrama“.

SOS-Kinderdörfer weltweit forderten die Regierungen auf, Kinder und Jugendliche auf der Flucht und in der Migration besser zu schützen. Die Hilfsorganisation „Help - Hilfe zur Selbsthilfe“ machte auf Fluchtursachen-Einsatz vor Ort aufmerksam. „Die Leidensgeschichten entbehren oftmals jeglicher Vorstellungskraft - gerade was die Schicksale von Frauen und Kindern betrifft“, schilderte Projektkoordinator für Syrien und Jordanien, Kayu Orellana.

Das Fotomodel Zohre Esmaeli wird neue Botschafterin des Deutschen Roten Kreuzes für kulturelle Vielfalt: „Ich möchte die Erfahrungen aus meinem Leben als Flüchtling in der Gesellschaft nutzen und viele von denen, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, dazu ermuntern, sich hier einzubringen.“

Das katholische Hilfswerk missio Aachen forderte unterdessen eine tiefer gehende Debatte zu Flucht und Migration. Ohne eine theologische Reflexion bleibe die öffentliche Diskussion oberflächlich, sagte der Präsident des internationalen Missionswerks, Klaus Krämer. Migration sei schon immer untrennbar mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Für die Debatte in Deutschland sollte das Potenzial von Religion für die Lösung von Konflikten stärker genutzt werden.

KNA

20.06.2018 - Flüchtlinge