Bericht der Bundesregierung:

Weltweit zunehmende Einschränkung der Religionsfreiheit

Weltweit lässt sich laut einem Bericht der Bundesregierung ein Trend zu stärkeren Einschränkungen des Menschenrechts auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit erkennen. Dabei sind Christen als größte Glaubensgemeinschaft besonders betroffen. Das geht aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Bericht des Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, hervor.

"Religionsfreiheit ist ein fundamentales Menschenrecht", sagte Grübel. Mehr als 80 Prozent der Menschen sagten von sich, sie seien religiös. Drei von vier Menschen lebten jedoch in einem Land, in dem ihre Religions- und Weltanschauungsfreiheit eingeschränkt werde. Betroffene würden verfolgt, diskriminiert oder erlitten Gewalt. Leider sei die Entwicklung der vergangenen Jahre schlecht. Die Bedrohungen nähmen zu.

Laut Bericht schränken immer mehr Staaten beispielsweise durch Blasphemie- und Anti-Konversionsgesetze die Religions- und Weltanschauungsfreiheit ein. In fast 100 Ländern gelten zudem Gesetze, die religiöse Gruppen bestrafen, wenn sie versuchen, andere Menschen von ihrem Glauben zu überzeugen.

Digitale Kommunikation hingegen habe positive und negative Auswirkungen, heißt es weiter: Sie könne die Glaubensfreiheit stärken, zugleich nehme allerdings auch religions- und gruppenbezogene Hassrede im Internet zu. Solche Hassrede habe sich etwa verschärfend auf den Konflikt um die muslimischen Rohingya in Myanmar ausgewirkt, erklärte Grübel.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nannte Religionsfreiheit ein "Friedensprojekt". Zwar setze sich die Kirche besonders für bedrängte und verfolgte Christen ein, doch erfolge dies "nicht exklusiv, sondern exemplarisch", betonte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. "Wo Christen bedrängt und verfolgt werden, werden alle anderen auch mit bedrängt und verfolgt."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, nannte den Befund, dass insbesondere Christen vermehrt unter Einschränkungen litten, "erschreckend". Dies sei nicht hinzunehmen. Konkret forderte Bedford-Strohm, mit Blick auf Abschiebungen in den Iran die nötigen Konsequenzen aus dem Bericht zu ziehen. In dem Land drohe zum Christentum konvertierten Menschen die Todesstrafe.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, erklärte, die Einschränkung der Religionsfreiheit gehe oft mit weiteren Einschränkungen anderer Menschenrechte einher. Dazu zählten etwa Frauenrechte, Meinungsfreiheit und die Rechte von lesbischen, schwulen, bi-, trans- und intersexuellen Menschen.

Der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hermann Gröhe (CDU), mahnte, es bleibe dringend geboten, die Religions- und Weltanschauungsfreiheit in anderen Staaten immer wieder einzufordern.

Auch in Deutschland und Europa bleibe indes eine Menge zu tun, sagte der religionspolitische Sprecher der FDP, Benjamin Strasser. Antisemitische, christenfeindliche und islamfeindliche Taten nähmen zu. "Diesen Trend müssen wir endlich brechen und uns zur Wehr setzen."

KNA

28.10.2020 - Kirche , Politik , Religionsfreiheit