Später Erfolg für "Pro Reli"

Berliner CDU und SPD wollen Kirchen und Humanisten fördern

Die Religionsgemeinschaften und der Humanistische Verband in Berlin können unter der geplanten Landesregierung von CDU und SPD spürbare Verbesserungen erwarten. Deren am Montag veröffentlichter Koalitionsvertrag bestätigte Medienberichte, wonach beide Parteien die Einführung eines "Wahlpflichtfachs Weltanschauungen/Religionen" als ordentliches Lehrfach anstreben.

Bei einem solchen Fach können sich die Schüler zwischen Unterrichtsangeboten verschiedener Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften entscheiden, die das Fach inhaltlich gestalten. Das bereits bestehende ordentliche Lehrfach Ethik soll in seiner bisherigen Form weiterbestehen.

Bislang ist das Fach Religion in Berlin im Unterschied zu den meisten anderen Bundesländern kein ordentliches Schulfach. Es gibt aber Unterrichtsangebote der Kirchen und weiterer Religionsgemeinschaften sowie des Humanistischen Verbands im Rang von Arbeitsgemeinschaften, die zusätzlich zum Ethikunterricht wählbar sind. Am christlichen, muslimischen und jüdischen Religionsunterricht sowie der Humanistischen Lebenskunde nehmen im laufenden Schuljahr rund 44 Prozent der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen teil.

Eine Bürgerinitiative "Pro Reli" setzte sich bereits vor über 14 Jahren für einen Wahlpflichtbereich ein, bei dem sich die Schüler zwischen gleichrangigen Fächern Ethik und Religion entscheiden sollten. Ein Volksentscheid 2009 bestätigte jedoch den bestehenden Status beider Fächer.

Zudem kündigte der Koalitionsvertrag mehr staatliche Zuschüsse und weitere Erleichterungen für Privatschulen an, von denen viele in Trägerschaft der Kirchen sind. Schulen in freier Trägerschaft, an denen elf Prozent der Berliner Schüler unterrichtet werden, müssen bislang ein Drittel ihrer Kosten selbst aufbringen.

Auch wollen CDU und SPD den Ausbau der Studienkapazitäten für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen sowie der Evangelischen Hochschule Berlin fördern und prüfen, inwieweit dies auch bei der geplanten Humanistischen Hochschule rechtlich möglich ist. Beide Parteien wollen überdies Projekte der interreligiösen Verständigung wie das jüdisch-christlich-muslimische "House of One" unterstützen sowie Antisemitismus und Islamfeindlichkeit verstärkt entgegentreten.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch begrüßte, dass CDU und SPD die Kirchen als Partner beim Engagement für gesellschaftlichen Zusammenhalt schätzten. Er würdigte vor allem die geplante stärkere Förderung für Schulen in freier Trägerschaft. Zudem könne die Aufwertung des Religionsunterrichts dazu beitragen, dass schon Kinder und Jugendliche ihre religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen vertiefen und sich damit auseinandersetzen könnten. Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein erklärte, als ordentliches Lehrfach könne religiöse Bildung ein respektvolles Miteinander und Toleranz in Berlin fördern.

Damit der Koalitionsvertrag in Kraft tritt, müssen die SPD-Basis bis zum 23. April sowie ein folgender CDU-Parteitag dem Abkommen zustimmen.

KNA

04.04.2023 - Politik , Religionen , Schule