Biden gewinnt US-Wahl

Hoffnung auf Überwindung von Spaltung

Vertreter aus Politik und Religion haben dem designierten US-Präsidenten Joe Biden zum Wahlsieg gratuliert. Der Demokrat werde nach John F. Kennedy der zweite Katholik im Präsidentenamt sein, betonte die US-Bischofskonferenz am Samstag. Zugleich gratulierten die Bischöfe der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris, die als erste Frau überhaupt dieses Amt bekleiden werde.

Katholiken hätten in diesem Moment der amerikanischen Geschichte eine besondere Pflicht, "Friedensstifter zu sein, Brüderlichkeit und gegenseitiges Vertrauen zu fördern und für einen erneuerten Geist des wahren Patriotismus in unserem Land zu beten". Demokratie erfordere, "dass wir die freie Meinungsäußerung respektieren und einander mit Nächstenliebe und Höflichkeit begegnen, auch wenn wir uns in unseren Debatten über Fragen des Rechts und der öffentlichen Ordnung möglicherweise nicht einig sind", unterstreichen die Bischöfe. Laut Nachwahlanalysen haben 50 Prozent der US-Katholiken für Donald Trump gestimmt, 49 Prozent für Biden.

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Pinchas Goldschmidt, bekundete die Hoffnung auf eine Überwindung der Spaltung der jüdischen Gemeinde in den USA. Der Moskauer Oberrabbiner dankte Trump für dessen "unermüdlichen Einsatz für Israel". Er hoffe, dass die USA sich weiterhin für einen "vollständigen Frieden im Nahen Osten" einsetzen würden.

Die Rabbiner setzten auf "eine Neuordnung der Beziehungen zwischen Europa und den USA", sagte Goldschmidt. "Genauso freuen wir uns auch darauf, eine klare Stimme aus Washington zu hören, die sich für Menschenrechte, Religionsfreiheit und gegen Extremismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzt."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete den Wahlausgang als "Signal für einen Neuanfang". Biden müsse ein tief gespaltenes Land wieder zusammenzuführen und dem Präsidentenamt seine Würde zurückzugeben, erläuterte der bayerische Landesbischof auf Facebook. Auch durch seine Lebensgeschichte habe Biden eine besondere Fähigkeit zu Empathie und Mitgefühl. "Das braucht das Land jetzt dringend, ganz besonders auch angesichts der tiefen Wunden, die die Pandemie in den USA reißt", erklärte Bedford-Strohm.

Hoffnung mache auch, dass Biden eine Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen angekündigt habe und erstmals eine Frau, die zudem schwarz ist, zur Vizepräsidentin mache. "Das alles sind Aussichten, die Hoffnung machen, dass christliche Grundorientierungen wieder eine neue Bedeutung für die US-amerikanische Politik bekommen", sagte der Bischof.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb am Samstagabend an Biden, mit seiner Präsidentschaft "verbinden sich die Hoffnungen unzähliger Menschen". Es sei die Hoffnung auf neue Gemeinsamkeit, auf Verlässlichkeit, Vernunft und "die beharrliche Arbeit an Lösungen in einer unruhigen Welt". Deutschland sei den USA "tief verpflichtet", betonte der Bundespräsident, als Demokratien seien beide Länder eng verbunden. "Wir tragen gemeinsam Verantwortung für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, sie freue sich auf die Zusammenarbeit. "Unsere transatlantische Freundschaft ist unersetzlich, wenn wir die großen Herausforderungen dieser Zeit bewältigen wollen", betonte sie.

KNA

09.11.2020 - Personalien , Politik , USA