Bischöfe zu Ostern:

Neue Kraft aus dem Glauben

Im Zeichen der Missbrauchs- und Kirchenkrise haben die Bischöfe zum Osterfest um neues Vertrauen geworben. In ihren Predigten forderten sie mit Blick auf die Debatte um Sterbehilfe und vorgeburtliche Tests auf Gendefekte für einen besseren Lebensschutz und verwiesen auf die Bedeutung des Christentums für Europa.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte davor, die christliche Botschaft zum Schüren von Angst und zur Machtausübung zu missbrauchen. „Wo der Glaube missbraucht wird als Instrument der Spaltung, der Unterdrückung und Erniedrigung, wird die österliche Botschaft pervertiert“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Münchner Liebfrauendom. Das sei „sicher auch in der Geschichte der Kirche geschehen und geschieht immer wieder“.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete die Geschichte der Auferstehung Jesu als „wichtigste Botschaft überhaupt“. Viele Menschen hätten ein Gespür für die Tiefendimension des christlichen Osterfestes: die Überwindung des Todes.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte im Kölner Dom, die Auferstehung des gekreuzigten Jesus sei die Hoffnung für „unser Leben“ und „die ganze Welt“. Die Apostel und Maria Magdalena bezeugten „nicht nur die Tatsache der Auferstehung“. Sie zeigten auch den Weg, in eine tiefe Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn zu gelangen.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode griff die Vertrauenskrise in der katholischen Kirche auf. Die Kirche sei „bis in ihren Grund erschüttert“: Mancher tote Baum müsse abgeholzt werden, manch anderer sei „bis in die Wurzeln krank“. Und doch wachse „hauchdünn und zart“ neues Vertrauen heran. Es gebe viele Bemühungen, die Kirche wieder stärker von der Frohen Botschaft des Evangeliums her zu prägen.

Der Hamburger Bischof Stefan Heße verwies auf das Osterfeuer, das symbolisch für die Flamme des Glaubens stehe. „Ostern will, dass wir dieses Feuer nicht für uns behalten, sondern dass wir es weitergeben und andere damit anstecken“, erklärte er.

Verständnis für Zweifel angesichts von Krieg, Verzweiflung und Krankheit zeigte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. „Wer glaubt, darf auch zweifeln. Ohne Zweifel gäbe es nur Ja oder Nein. Das wäre totalitär“, betonte er.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck beklagte eine Vertrauenskrise in Europa. Alle Versuche, sich von dem Miteinander im großen Politik- und Wirtschaftsraum Europa zu entfernen, förderten chaotische Zustände. Der Bischof kritisierte zudem einen „Rückzug ins Vertraute“ in vielen Ländern. Er appellierte an die Menschen, sich auch mit Veränderungen vertraut zu machen.

Münsters Bischof Felix Genn wandte sich dagegen, den Glauben an die Auferstehung als „Geschwätz“ abzutun. Die Osterbotschaft habe auch politische Implikationen, betonte er: Europa sei „aus diesem Geist des Glaubens an den Auferstandenen entstanden“ und habe von dort her seine Wertestruktur erhalten.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker bezeichnete den Osterglauben als einen Appell an den Menschen, „dass er nicht aufgehe in sich selbst, in der Orientierung am Konsum, in der Fixierung auf das Eigentum und den Besitz, im Versinken in der Banalität“.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief dazu auf, das Unbegreifliche des Auferstehungsglaubens nicht zu übergehen. „Ostern ist nicht menschenmöglich“, sagte er. Alle Oster-Erzählungen zeigten, dass das Unerklärliche gegen heftigste Widerstände und nur allmählich zum unerschütterlichen Glauben geworden sei.

Das Osterfest lade auch zum Innehalten und Nachdenken ein, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Mit den vielen biblischen Lesungen stehe der Osternachtgottesdienst im Widerspruch zu einer „auf Kürze und Prägnanz getrimmten“ Zeit, die häufig auf Kurznachrichten setze, sagte er. Dies erinnere daran, dass „Leben und Glauben Zeit brauchen; dass wir Zeit brauchen, unser Leben zu verstehen, und dass wir mehr Erfahrungen brauchen als unsere eigene“.

In seiner ersten Osterpredigt erinnerte der neue Fuldaer Bischof Michael Gerber an den verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Das eingestürzte Dach der Kirche sei wie ein Sinnbild für die „Schutzlosigkeit, der Menschen immer wieder durch verschiedenen Arten von Gewalt ausgesetzt sind“. Demgegenüber stünden die Symbole von Feuer und Flamme an Ostern als Verweis auf Gott, der die Menschen begleiten wolle, erläuterte der Bischof.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, es bereite ihm Sorge, dass immer mehr Menschen davon ausgingen, „dass am Ende Schluss ist, und keine Schritte, kein Licht, keine Hoffnung, keine Ewigkeit“. Er finde Trost im Glauben an die Auferstehung. Europa sei „aus diesem Geist des Glaubens an den Auferstandenen entstanden“ und habe von dort her seine Wertestruktur erhalten.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann mahnte, der Schutz des Lebens müsse die oberste Leitlinie allen staatlichen wie privaten Handelns sein. Ohne dieses „Grundvertrauen in das Leben“ zersetze sich die Gesellschaft.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing bekundete Sympathien mit den Schüler- und Studentendemonstrationen „Fridays for Future“. Auch Christen stünden in der Verantwortung: „Ob wir diese einmalig schöne Erde bewahren oder uns durch eigenes Verschulden selbst abschaffen, das ist eine zutiefst spirituelle und religiöse Frage.“

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erklärte, von Ostern gehe ein Signal gegen Hass, Intoleranz und einen verantwortungslosen Umgang mit Natur und Umwelt aus. An Ostern gehe es um eine gemeinsame Hoffnung auf Leben, „die den Minenarbeiter in Peru, den Fischer und Reisbauer auf den Philippinen mit seiner Familie, die Fließbandarbeiterin bei uns, die Pflegekraft und Erzieherin sowie unzählige andere, unabhängig von ihrer Herkunft und Qualifikation, miteinander verbindet“.

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst rief zum Engagement für leidende, hungernde und arme Menschen auf. In der heutigen „hoch technisierten, hoch entwickelten Welt“ seien viele Probleme gelöst. Dennoch blieben dunkle Erfahrungen wie Kriege, Krankheit, Hunger, Einsamkeit und der „unausweichliche Tod“ bestehen.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die Osternacht als eine Nacht des Jubels und des Dankes. Sie verändere das Leben, betonte er: „Dieses neue Leben ist Freiheit, ist Vertrauen, ist Hoffnung, ist Liebe, ist Einsatz.“

Nach Ansicht des Würzburger Bischofs Franz Jung bedeutet Ostern auch Veränderungsbereitschaft. Alle Bemühungen, das bislang Vertraute festhalten zu wollen, seien zum Scheitern verurteilt, erklärt Jung in seinem Video-Impuls zum Fest. Es gehe um Auferstehung, „nicht Wiederbelebung“. Das wünsche er sich auch auf dem Weg zur Erneuerung seines Bistums.

Die Osterbotschaft bietet nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke die Perspektive, sich nicht arrangieren zu müssen mit der Logik von Gesellschafts- und Herrschaftssystemen sowie der Ökonomisierung des Lebens. Die Feier der Auferstehung Jesu sei „ein Bekenntnis, dass wir uns nicht einfach abfinden wollen mit den Gegebenheiten dieser Welt“.

In Regensburg nannte Bischof Rudolf Voderholzer die Christen eine „große Zeugengemeinschaft“. Christlicher Glaube lebe aus der persönlichen Begegnung mit Christus. Weder Volksbefragung oder Mehrheitsentscheidung noch Schielen auf den Mainstream sicherten ihm Glaubwürdigkeit und Zukunft, sondern allein das standhafte Bekenntnis.

Der Passauer Bischof Stefan Oster zeigte sich davon überzeugt, was die Kirche durch ihre Geschichte hindurch tatsächlich verändert habe, das seien Frauen und Männer gewesen, „denen der Auferstandene wirklich ans Herz und ins Herz gegangen ist“. Das seien Menschen, die nicht zuerst die Veränderungen der Strukturen einforderten, in der Hoffnung, dass sie dann vielleicht doch wieder richtig glauben könnten. „Sondern es sind Menschen, die zuerst glauben, die den Herrn suchen und lieben und die wirklich den Menschen dienen, weil sie vom Auferstandenen berührt sind“, unterstrich Oster.

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa betonte, Christen bräuchten die Auferstehung des Herrn vor niemandem zu verteidigen oder nach Beweisen ihrer Möglichkeit zu suchen, „wenngleich es derer zahlreiche gibt, die vor dem Urteil unserer Vernunft Bestand haben“. Denn die Verkündigung der Kirche stehe auf diesem Grund, „und wir stehen auf diesem Grund in lebendigem Glauben“.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch bezeichnete die Osterbotschaft als wichtigen Impuls zum Engagement für die Welt. „Wer im Glauben überzeugt ist, dass die Fülle des Lebens ihn nach dem Tod erwartet, der wird jetzt schon mutig, sich engagiert und kraftvoll für das Leben einzusetzen gegen alle Lebensbedrohungen hier auf Erden, gegen alle politischen, persönlichen und gesellschaftlichen Mächte, die die Lebensweite für die Menschen einschränken wollen“, betonte er.

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht in der Osterbotschaft „einen Aufruf zum Leben“. Es sei das „Ja“ Gottes zu allem Menschlichen, „nicht nur zum Schönen und Blühenden, sondern auch und gerade zum Hinfälligen, zum Bedrohten und Todverfallenen“, sagte Feige. Weltweit werde die Würde des Menschen jedoch „mit Füßen getreten, und in so manchen Fällen spielt sie überhaupt keine Rolle“. „Immer mehr schwingt sich der Mensch zum Herrn über Leben und Tod auf, bestimmt, was lebenswert oder -unwert ist“, beklagte der Bischof. Er verwies auf die Debatten um vorgeburtliche Gentests und aktive Sterbehilfe, aber auch, „wenn Minderjährige und Schutzbefohlene sexuell missbraucht werden“ und „wenn Hass und Hetze um sich greifen und das Miteinander vergiften oder wenn das Ertrinken Unzähliger im Mittelmeer einfach hingenommen und ihre mögliche Rettung sogar noch verhindert wird“.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr rief zum Schutz des Lebens auf. Die österliche Hoffnung reduziere nicht die Bedeutung des jetzigen Lebens. Deswegen setze sich die Kirche für den Schutz jedes Menschenlebens ein, „vom Mutterleib an bis zum Sterbebett“.

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, betonte, Ostern stehe für die unverbrüchliche Treue Gottes zu den Menschen: „Nicht Dunkelheit und Finsternis setzen den Schlusspunkt, sondern Licht und Leben.“

Nach den Worten des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt bedeutet Ostern eine Ermutigung zum Leben trotz aller „Wunden des Menschen“. Dieses Fest zu feiern, bedeute nicht, „sein Leid und seine Lasten, ja sein Kreuz zu verschweigen oder kleinzureden oder gar zum Tabu zu erklären“, sagte er. „Ein Leben ohne Wunden gibt es nicht - bei Jesus nicht und bei keinem Menschen auf dieser Erde. Das ist tröstlich und herausfordernd zugleich.“

KNA