Gesellschaftsspannungen

Bischof Neymeyr befürchtet brisante Zuspitzung bei Protesten

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr befürchtet eine Zuspitzung der gesellschaftspolitischen Proteste und Demonstrationen. "Wenn Menschen sehen, dass sie mit dem Geld nicht mehr hinkommen, dass sie von Zusatzleistungen abhängig werden, dann wird die Auseinandersetzung mit Sicherheit schärfer werden", sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Hinzu komme mit Blick auf den Ukraine-Krieg: "Sowohl vom linken wie vom rechten Rand kommen jetzt ähnliche Schlagworte und Forderungen nach einem Ende des Ukraine-Kriegs, was aber de facto eine Kapitulation der Ukraine bedeutet. Es ist schon eine brisante Situation, auf die wir da im Herbst zulaufen", sagte der Bischof.

Zugleich mache die Tatsache, dass es bei den Protesten um Ängste vor sozialen Einschnitten geht, es leichter für die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände, Anknüpfungspunkte zu finden. "Unsere Sozialdienste überlegen ja bereits, welche Beratungs- und Hilfsangebote sie machen können, um Menschen zu helfen und sie zu unterstützen", erklärte Neymeyr. Das könne den Spannungen in der Gesellschaft entgegenwirken.

Um das zusätzlich zu unterstützen, wolle das Bistum Erfurt die Mehreinnahmen bei der Kirchensteuer, die durch die Versteuerung der Energiekostenpauschale entstehen, komplett an die Caritas geben, damit der Verband verstärkt den Menschen helfen könne, die am meisten unter der Situation leiden. Signale aus der Politik, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und konkret zu kooperieren, um diese Herausforderungen zu meistern, gebe es indes noch nicht, berichtete Neymeyr: "Nein, das merken wir so deutlich leider noch nicht. Die Caritas und anderen freien Träger müssen weiter um ihre Zuschüsse kämpfen."

KNA

29.09.2022 - Bischöfe , Finanzen , Gesellschaft