Ab April 2021

Bundeswehr will Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz

Ab April 2021 will die Bundeswehr einen neuen "Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz" anbieten. Damit solle eine Lücke im Rahmen der beruflichen Möglichkeiten bei der Bundeswehr geschlossen werden, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Donnerstag in Berlin. Der Dienst solle der Stärkung der "Territorialen Reserve" dienen, wie sie etwa durch die Bundeswehr während der Corona-Pandemie zum Einsatz kam. Das Angebot solle zunächst in einer Erprobungsphase für 1.000 Personen gelten.

Vorgesehen ist demnach eine sechsmonatige Ausbildung. Sie umfasst drei Monate Grundausbildung und eine anschließende Spezialausbildung. Hinzu kommt ein Monat Urlaub. Bei der Ausbildung solle kompakt das "militärische Rüstzeug" für den Schutz- und Sicherungssoldaten vermittelt werden, sagte Kramp-Karrenbauer. Anschließend sollen die Teilnehmer innerhalb von sechs Jahren sechs Monate Reservedienst ableisten. Dabei soll eine Verwendung im regionalen Umfeld ermöglicht werden.

Kramp-Karrenbauer betonte, dass es schon länger eine Diskussion darüber gebe, was unsere Gesellschaft zusammenhält. In diesem Sinne sei ein solcher Dienst "der Kitt, der Gesellschaft in schwierigen Zeiten zusammenhält".

Die Wohlfahrtsverbände reagierten mit Skepsis auf die Pläne. "Bei allem Respekt vor neuen Ideen und vor dem Schutz der Heimat sollten wir nicht vergessen, dass es bereits gute Angebote gibt, sich im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts einzubringen", sagte Caritas-Präsident Peter Neher. Dazu gehörten das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr, der Bundesfreiwilligendienst und das Programm "weltwärts" für Einsätze im Ausland. "Ob zusätzlich dazu ein Dienst an der Waffe Sinn macht, möchte ich mindestens kritisch hinterfragen", betonte Neher.

Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, übte scharfe Kritik an der Werbekampagne, mit der der Start des sogenannten "Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz" begleitet werden soll. Er befürchtet eine Benachteiligung sozialer Dienste im Wettbewerb mit der Bundeswehr.

"Es geht nicht nur um hohe Werbetats, sondern auch um Leistungen wie kostenlose Bahntickets für die Bundeswehr, die die Bundesregierung mal eben beschlossen hat, um die Bundeswehr attraktiver zu machen", sagte Schneider. "Wo ist die Wertschätzung für die Arbeit, die unsere Freiwilligen im sozialen und ökologischen Bereich leisten? Menschen die freiwillig in der Pflege, Alten- oder Behindertenhilfe arbeiten, bekommen nicht mal ihr S-Bahn-Ticket ersetzt", beklagte Schneider.

Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, übte grundsätzliche Kritik: "Den Begriff eines Freiwilligendienstes bei der Bundeswehr lehnen wir ab." Der Begriff müsse ein zivilgesellschaftlich geprägter bleiben.

Die Verbände äußerten sich erleichtert darüber, dass das Angebot der Bundeswehr nicht verpflichtend sein soll: "Ich begrüße, dass die Bundesverteidigungsministerin von der Idee einer allgemeinen Dienstpflicht abgerückt ist", sagte Caritas-Präsident Neher.

Die Verbände sehen sich nicht im Konkurrenzkampf mit der Bundeswehr, befürchten aber, angesichts des Werbeaufwands im Verteidigungsministerium Aufmerksamkeit für ihre Angebote einzubüßen. "Die Klientel, die wir ansprechen, ist eine andere als die der Bundeswehr", sagte Schneider.

KNA

23.07.2020 - Deutschland , Militär , Verbände