"Noch nie so schlimm"

Caritas international fordert mehr humanitäre Hilfen für Syrien

Caritas international hat die neue Bundesregierung aufgerufen, die humanitären Hilfen für Syrien auszuweiten. Viele Syrer kämpften derzeit ums nackte Überleben. "Die Situation ist elf Jahre nach Beginn des Krieges schlicht katastrophal. So schlimm habe ich es noch nie erlebt, und ich reise seit Jahren regelmäßig nach Syrien", sagte die Caritas-Syrien-Expertin Angela Gärtner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Selbst die "schwache Hoffnung", wonach sich die humanitäre Lage bessern könnte, wenn die akuten Kampfhandlungen zurückgehen, habe sich nicht erfüllt. "Die Not und das Leiden der Menschen werden immer größer. Inzwischen leben mehr als 90 Prozent der Syrer in Armut. Alle diese Menschen müssen jeden Tag schauen, wie sie überleben können", sagte Gärtner.

Auch beim Wiederaufbau zerbombter Wohnhäuser gibt es laut Caritas kaum Fortschritte. Nach ihrem Besuch von Hilfsprojekten in Aleppo und Homs betonte Gärtner, die Menschen hausten weiterhin in völlig zerstörten Wohnungen. "Sie versuchen sich mit Plastikplanen vor der Kälte zu schützen. Und jetzt im Winter wird es vielerorts sehr, sehr kalt. Es gibt kaum Strom. Die Menschen sitzen im Dunklen und Kalten."

In vielen Gesprächen sei eine beklemmende Resignation spürbar gewesen. Dabei sei die Lage von Kindern am bedrückendsten. "Viele Kinder kennen nur das Leben in Krieg und Krise", beklagte die Caritas-Expertin.

Zudem habe Corona Syrien stark getroffen. "Derzeit rollt die vierte Welle. Es gibt sehr viele Infektionen und wenig Prävention." Laut jüngsten Zahlen sei nur eine kleine Minderheit von etwa fünf Prozent geimpft. Das ehemals sehr gute Gesundheitswesen im Land sei infolge des Krieges nahezu zusammengebrochen.

Caritas international forderte die neue Bundesregierung auf, Syrien wieder auf die politische Agenda zu setzen. "Wir dürfen die Augen nicht vor der extrem wachsenden Not verschließen und müssen die Finanzmittel bereitstellen, um die Menschen - vor allem jetzt im Winter - zu unterstützen."

KNA

13.12.2021 - Hilfswerke , Politik , Syrien