Christliche Gebetswoche zum Thema Flucht

Für uneingeschränkte Mitmenschlichkeit

Mit Aufrufen zu Menschlichkeit beim Thema Migration ist am Sonntag die Gebetswoche für die Einheit der Christen eröffnet worden. Beim zentralen Gottesdienst in Hannover kamen als Symbole unter anderem ein Rettungsboot und beschriftete Rettungswesten zum Einsatz. Im Mittelpunkt der Feier stand das Schicksal von Menschen auf der Flucht.

Bei einem Gottesdienst in Zweibrücken nannte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann es einen Skandal, dass Europa tatenlos zusehe, wie afrikanische Flüchtlinge an der libyschen Küste erpresst und gefoltert würden. Zudem würden sie als Arbeitssklaven verkauft oder getötet. Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stellten nationale Interessen über den Schutz hilfloser Menschen und verwehrten Flüchtlingsbooten die Einfahrt in ihre Häfen.

Weltweit wird die Gebetswoche vom Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen getragen. In Deutschland wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) verantwortet.

In seiner Predigt in Hannover rief der ACK-Vorsitzende Erzpriester Radu Constantin Miron zu uneingeschränkter Mitmenschlichkeit gegenüber Flüchtlingen auf. Nach christlicher Überzeugung sei jeder nach dem Bild Gottes geschaffen, und jeder besitze einen einmaligen Wert. Menschenliebe sei mehr als nur eine humanitäre Pflicht, sondern für einen Christen "uneingeschränkter Bestandteil seiner Existenz" und nicht verhandelbar, so der griechisch-orthodoxe Erzpriester.

An der Feier nahmen Vertreter aus Kirchen, Politik und Gesellschaft teil, darunter der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger und die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr. Die Gebetswoche steht diesmal unter dem Motto "Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich" aus der biblischen Apostelgeschichte.

KNA

20.01.2020 - Europa , Flüchtlinge , Kirchen