"Schritte der Solidarität benötigt"

Druck zur Aufnahme von Flüchtlingskindern steigt

Kirchenvertreter und Hilfsorganisationen erhöhen den Druck zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland. „Die Flüchtlinge, aber auch Griechenland werden weitere Schritte der Solidarität benötigen“, kommentierte Flüchtlingsbischof Stefan Heße am Montag die Ergebnisse des Koalitionsausschusses von Sonntagnacht.

SPD und Union hatten sich bei der Sitzung im Kanzleramt darauf verständigt, dass eine europäische „Koalition der Willigen“ 1.000 bis etwa 1.500 besonders kranke oder aber unbegleitete Kinder, die unter 14 Jahre alt sind und in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln festsitzen, aufnehmen könnte.

Der Hamburger Erzbischof nannte diese Entscheidung „dringlich“. Sie zeige aber zugleich eine „gewisse Verzagtheit“, sagte Heße. Er appellierte an Deutschland und die anderen europäischen Länder, sich ihrer Verantwortung in dieser Sache nicht zu entziehen. Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern sei „bereits seit Monaten dramatisch und hat sich zuletzt noch weiter verschlechtert“.

Unterdessen erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, Kinder in Griechenland und der Türkei dürften nicht länger „Spielball der Politik“ sein. Der Geschäftsführer der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, Günter Burkhardt, bezeichnete die Einigung des Koalitionsausschusses als „Gnadenakt zur Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens“. Es müsse eine Lösung für alle dort Festsitzenden geben. „Auch für Kinder mit Familienangehörigen, Frauen, Traumatisierte und Männer ist die Situation auf den griechischen Inseln menschenunwürdig“, kritisierte Burkhardt.

Auch die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio forderte die Bundesregierung auf, die Bereitschaft zur Aufnahme auch auf schutzbedürftige Familien mit Minderjährigen auszuweiten. Die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln sei „wirklich dramatisch und verschlimmert sich Tag für Tag mit schwerwiegendsten humanitären Folgen“. Man dürfe nicht länger abwarten. Die Gemeinschaft sprach sich für „humanitäre Korridore“ aus, über die Geflüchtete in andere europäische Länder gebracht werden könnten.

Die Bundesrepublik müsse jetzt sowohl ihre finanzielle Unterstützung erhöhen als auch besonders verletzliche Flüchtlinge an der Grenze in einem geordneten Verfahren aufnehmen, sagte Diakonie-Chef Ulrich Lilie.

Die Hilfsorganisation "Seebrücke" appellierte an die Bundesländer. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen und eigenständig Landesaufnahmeprogramme auf die Beine stellen. In jedem Bundesland gebe es genügend Kommunen, die bereit seien, Menschen in Not aufzunehmen.

KNA

10.03.2020 - Flüchtlinge , Hilfswerke , Politik