Beben im Bistum Osnabrück

Erster deutscher Bischofsrücktritt nach Fehlern bei Missbrauch

Mit Franz-Josef Bode aus Osnabrück ist erstmals ein katholischer Bischof in Deutschland im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal zurückgetreten. Am Wochenende gab der Vatikan überraschend bekannt, der Papst habe den Amtsverzicht des bundesweit dienstältesten amtierenden katholischen Bischofs angenommen.

Erste Reaktionen zeugten von Respekt und Bedauern, doch es gab auch Kritik. Rücktrittsgesuche anderer deutscher Bischöfe hatte der Papst bisher abgelehnt. Im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki steht die Entscheidung weiter aus.

Bode begründete den Rücktritt vor allem mit eigenen Fehlern bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Außerdem könne er wegen seiner "zunehmend angeschlagenen Gesundheit" seine Leitungsaufgaben nicht mehr bis zum turnusmäßigen Rücktritt mit 75 wahrnehmen. Der 72-Jährige war seit 2017 auch Vize-Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und seit 2019 im Präsidium des Reformprojekts Synodaler Weg.

1991 wurde er Weihbischof in Paderborn, 1995 Bischof von Osnabrück. Zuletzt hatte Bode noch einige Reformvorhaben für die rund 530.000 Katholiken im Bistum angekündigt, etwa Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratete Geschiedene. Auch setzte er sich immer wieder dafür ein, Laien und Frauen wichtigere Rollen in der katholischen Kirche zu geben.

Bode erklärte, ihm habe der im September veröffentlichte Bericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt "noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt". Er bekenne sich zu seiner Verantwortung als Bischof und dazu, lange die Opfer zu wenig im Blick gehabt zu haben: "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten."

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm den Rücktritt mit "großem Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. Bode übernehme auch Verantwortung für das "uns alle seit langem begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs". Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), andere Bischöfe, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sowie weitere Verbände äußerten Respekt und Bedauern. Zugleich dankten sie Bode für sein Engagement für die Menschen und für Reformen in der Kirche.

Kritik kam unter anderem von Betroffenenverbänden. Bode hätte früher zurücktreten müssen, sagte Matthias Katsch von der Initiative Eckiger Tisch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, betonte gegenüber KNA, es müsse klar sein, dass Bode "bei weitem nicht der einzige katholische Funktionsträger ist, der seiner damit verbundenen Verantwortung nicht gerecht geworden ist". Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, beklagte, dass "die Reihe der reformwilligen Bischöfe in der Deutschen Bischofskonferenz weiter geschwächt" werde.

Im Bistum Osnabrück soll das Domkapitel am heutigen Montag einen sogenannten Diözesanadministrator als Übergangsverwalter wählen. Bis ein neuer Bischof gewählt und vom Papst ernannt wird, kann es mehrere Monate dauern.

Gottfried Bohl/KNA

27.03.2023 - Bischöfe , Deutschland , Personalien