Aus 500 werden 50

Erzbistum Köln will bis 2030 Pfarreien zusammenlegen

Das Erzbistum Köln baut seine Struktur um und nennt erstmals das Ziel von 50 bis 60 Pfarreien. Bei der Reform will die Erzdiözese Gläubige einbinden - und den Vatikan. Der hatte zuletzt ähnliche Pläne in Trier gestoppt.

Die katholische Kirche in Deutschland verliert ihre wichtigsten Ressourcen: In Zukunft wird sie über weniger Mitglieder, Priester und Geld verfügen. Dass sich bei diesen Aussichten etwas ändern muss, haben die allermeisten Bistümer erkannt. Viele brüten seit Jahren über Umstrukturierungspläne, die Namen wie "Pfarreien der Zukunft" (Trier) oder "Pastoraler Zukunftsweg" (Köln) tragen. Für die Verantwortlichen in den Diözesen ist dieser Prozess schmerzlich - und auch heikel. Erstens mit Blick auf die Gläubigen und zweitens mit Blick auf den Vatikan.

Zum ersten Punkt: Landauf, landab werden die Bistümer Pfarreien zusammenlegen müssen. Viele Gemeindemitglieder werden sonntags nicht mehr wie gewohnt in ihrer Kirche in der Nachbarschaft Gottesdienst feiern können. Die wenigen Pfarrer, die größere Gebiete verantworten, werden für den ein oder anderen nicht mehr so leicht zu greifen sein. Unmut ist programmiert.

Das weiß auch der Kölner Generalvikar Markus Hofmann. "Veränderung ist sehr oft unbequem", sagte er vor Journalisten. Am Wochenende sprach das zentrale Beratungsgremium von Erzbischof Rainer Maria Woelki, der Diözesanpastoralrat, über die Kölner Pläne zur Neustrukturierung. Demnach sollen bis 2030 aus den jetzt rund 500 Pfarreien zwischen 50 und 60 Pfarreien mit jeweils mehreren Gemeinden werden. Die Reform knüpft an vorherige Zwischenschritte an. Die Pfarreien sind jetzt schon in größeren Einheiten - in 180 Seelsorgebereiche - organisiert, die jeweils von einem pastoralen Team betreut werden. Innerhalb der neuen Großpfarreien sollen künftig Sonntagsmessen garantiert sein, jedoch nicht in jeder Gemeinde. Hofmann schloss zudem nicht aus, dass die Erzdiözese weiterhin Kirchen aufgeben muss.

Diesem ersten groben Strukturplan war eine mehrjährige Beratungsphase vorausgegangen. Das Erzbistum hatte Gläubige und Interessierte zum Beispiel online befragt und Meinungen auf sogenannten Regionalforen eingeholt. Wahrscheinlich wird es noch bis 2030 dauern, bis Kardinal Woelki die finalen Pfarreien in Kraft setzen kann, erklärte Hofmann. Die Vorschläge, die ein zentrales Gremium entwirft, sollen nämlich in den betroffenen Orten beraten und dann gegebenenfalls noch geändert werden.

Offensichtlich will das Erzbistum seine Schäfchen auf dem "Pastoralen Zukunftsweg" nicht verlieren und setzt auf Beteiligung. Die ist auch notwendig, schließlich sollen sich die Menschen weiterhin in den Gemeinden engagieren und Verantwortung auch in der Seelsorge übernehmen. Zugleich betont das Erzbistum, wer am Ende den Hut aufhat: "Jede Pfarrei wird von einem Pfarrer geleitet", heißt es in den Unterlagen, die am Wochenende dem Diözesanpastoralrat vorgelegt wurden. Hier geht es um den zweiten Punkt: Den Vatikan.

Im Juli veröffentlichte Rom überraschend eine Instruktion, die vor allem in Deutschland für Aufregung sorgte. Demnach können Laien zwar an der Gemeindeleitung mitwirken, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.

Die Kölner Pläne seien keine Reaktion auf die Instruktion, versicherte Hofmann. "Unsere Überlegungen waren schon vorher genau in diese Richtung gelaufen." Tatsächlich zählt Kölns Erzbischof zu den wenigen Kirchenvertretern, die sich hinter das Schreiben aus Rom stellten.

Die Instruktion verlangt zudem, dass die Bischöfe jeden Einzelfall begründen können, wenn sie Pfarreien zusammenlegen. Allgemeine Motive wie genereller Priestermangel zählen nicht.

Roms Einstellung zu Großpfarreien hat sich bereits Ende vergangenen Jahres abgezeichnet, als der Vatikan eine Strukturreform im Bistum Trier stoppte. Dort wollte Bischof Stephan Ackermann aus seinen 887 Pfarreien 35 machen. Nach Beschwerden von Priestern und Katholiken bestimmte die Kleruskongregation, die Zusammenlegung auszusetzen, um die Kritik sorgfältig zu prüfen.

Das Erzbistum Köln sieht sich vor dieser Gefahr gefeit, weil es bei neuen Grenzziehungen die Bedarfe vor Ort berücksichtigen will. Zudem habe sich die Erzdiözese bereits mit Stellen im Vatikan über ihre Pläne ausgetauscht, erklärte Generalvikar Hofmann. "Bis jetzt passt es", sagte er und betonte zugleich, dass sich das Erzbistum keine Genehmigung aus Rom einholen müsse. "Es gilt, dass der Bischof für das Leben in seiner Diözese verantwortlich ist." Am Ende entscheidet also Woelki.

Anita Hirschbeck/KNA

31.08.2020 - Bischöfe , Bistum , Pfarreien