Geheime Algorithmen

Experte rät bei Nachrichten zur Vermeidung von Google und Co.

Medienexperte Michael Brendel rät zu einer aktiven Vermeidung sogenannter Filterblasen. Wer sich ausschließlich auf Google, Youtube, Facebook, Instagram und Whatsapp verlasse und nicht mitbedenke, wie die Dienste funktionieren, sei deren Interessen ausgeliefert, sagte der Hörfunkjournalist und Studienleiter für Politik und Medien im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Dahinter stehen wirtschaftliche Interessen. Je mehr die Unternehmen über einen User wissen, desto gezielter können sie ihn - auch mit Werbung - ansprechen.“

Brendel hat zum Thema das Buch „Die Mensch-App“ herausgebracht. Darin warnt er vor den Mechanismen des Netzes. Viele Menschen nähmen heute Informationen aus der Welt nur noch übers Internet wahr. „Was sie für die Wirklichkeit halten, ist aber von Algorithmen bestimmt.“ Google oder Soziale Netzwerke bestimmten damit als Nachrichtenlieferanten, was man von der Welt mitbekomme. „Weil die dahinter stehenden Algorithmen geheim sind, wissen wir nicht einmal, wer alles diese Meinungen mitbestimmt - und warum.“

Für die Nachrichtenauswahl sollte man Quellen nutzen, von denen man wisse, welche Ansichten dahinterstehende Redaktionen normalerweise vertreten und dann auch verschiedene Sichtweisen lesen, so der Experte. Eine andere Möglichkeit sei die Nutzung von Feeds, die einem in einer App Nachrichten in chronologischer Reihenfolge auflisten - und nicht vorsortiert danach, was einen vermeintlich am ehesten interessiere. Brendel: „Es ist nicht einfach, aber man kann aktiv etwas tun, um die Filterblase zu verkleinern.“

Nicht die Internetmedien seien das Problem, sondern der unkritische Umgang mit ihnen, so Brendel. Hier seien vor allem Schulen und Bildungshäuser gefragt, eine moderne Medienkompetenz zu vermitteln.

KNA

25.07.2018 - Unterhaltung