Für ein reibungsloses Zusammenspiel

Flüchtlingsbischof Heße äußert sich zu Ruf nach Gipfel im Kanzleramt

Bei der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine hält der Hamburger Erzbischof Stefan Heße vor allem ein möglichst reibungsloses Zusammenspiel zwischen den einzelnen Akteuren für vordringlich. "Das sind wir den schutzsuchenden Menschen schuldig", sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Ob ein großer Gipfel im Kanzleramt aktuell notwendig ist, vermag ich nicht zu beurteilen", meinte der Flüchtlingsbischof. In der Vergangenheit habe er immer wieder an derartigen Treffen teilgenommen und sie als informativ in Erinnerung behalten. "Ein Mehrwert besteht vor allem in der öffentlichen Signalwirkung: Bund, Länder und Kommunen, Zivilgesellschaft und Kirche gehen die Herausforderungen bei der Aufnahme von Geflüchteten gemeinsam an."

Zuletzt hatte der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) in einem Interview des Deutschlandfunks die Forderung nach einem Flüchtlingsgipfel von Bund, Ländern und Kommunen aufgegriffen. Es brauche jetzt einen "Masterplan", um kurzfristig eine Million Aufnahmeplätze zur Verfügung stellen zu können, sagte der stellvertretende NRW-Ministerpräsident.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind in Deutschland bislang mindestens 225.360 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Die tatsächliche Zahl liege mutmaßlich deutlich höher, da Ukrainer zunächst ohne Visum einreisen könnten, hieß es. Zur Entwicklung der Flüchtlingszahlen in den kommenden Tagen wollte sich ein Ministeriumssprecher nicht äußern. Dies hänge wesentlich vom Verlauf des Kriegs ab. Auch die Prognosen internationaler Organisationen variierten stark.

Erzbischof Heße sprach im Interview von der am schnellsten wachsenden Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. "Derart viele Schutzsuchende aufzunehmen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die jeden fordert: Mitarbeiter der staatlichen Stellen, Engagierte aus der Zivilgesellschaft ebenso wie die zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen der kirchlichen Flüchtlingshilfe."

Natürlich sei in diesem Zusammenhang auch der Flüchtlingsbischof gefragt, sagte Heße. "Wobei man ehrlicherweise sagen muss: Ohne die herausragende Hilfsbereitschaft an der Basis würde es nicht gehen." Die Botschaft bei alledem sei klar: "Als Kirche stehen wir an der Seite der notleidenden Ukrainer."

KNA

22.03.2022 - Bischöfe , Flüchtlinge , Ukraine