Franziskus an Orthodoxe:

Lasst uns einander näher kommen

Papst Franziskus hat sich für eine größere Nähe zur orthodoxen Kirche ausgesprochen. "Ich hoffe aufrichtig, dass die Möglichkeiten zunehmen werden, einander zu begegnen, sich besser kennenzulernen, viele Vorurteile abzubauen und den Glaubenserfahrungen der anderen offen zuzuhören", sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag im zyprischen Nikosia vor dem Heiligen Synod, dem höchsten Gremium der orthodoxen Kirche auf Zypern. Zuvor hatte Franziskus den orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. zu einem kurzen Gespräch getroffen.

Dabei bat das Kirchenoberhaupt konkret um Hilfe bei der Weltsynode bis 2023. Mit dieser wolle die katholische Kirche die "synodale Dimension" der Kirche wiederentdecken. "Und dabei haben wir das Bedürfnis, noch intensiver mit euch, liebe Brüder, zusammenzuarbeiten, die ihr uns durch die Erfahrung eurer Synodalität wirklich helfen könnt", sagte Franziskus.

Weiter sagte er: "Sicherlich hat die Geschichte auf dem Gebiet unserer Beziehungen tiefe Gräben zwischen uns aufgerissen; aber der Heilige Geist will, dass wir uns in Demut und Respekt wieder einander annähern", statt sich mit den "Spaltungen der Vergangenheit" abzufinden. Beide Kirchen hätten denselben apostolischen Ursprung.

Dabei dürften sich beide Seiten nicht von der Angst lähmen lassen, sich zu öffnen und mutige Zeichen zu setzen. "Geben wir uns nicht jener 'Unversöhnlichkeit der Unterschiede' hin, die sich nicht im Evangelium widerspiegelt", appellierte Franziskus. "Wie oft in der Geschichte haben wir Christen uns damit beschäftigt, andere zu bekämpfen, statt den Weg Gottes sanftmütig anzunehmen, der danach strebt, die Spaltungen in Nächstenliebe wieder zusammenzufügen." Entscheidend sei, betonte Franziskus, dass sich alle auf die gemeinsame "Mutterkirche" besinnen.

Erzbischof Chrysostomos II. bekräftigte in seiner Ansprache, dass Zypern zu Recht "Tor des Christentums zur heidnischen Welt" genannt werde. Er beklagte deutlich die türkische Besetzung des Nordens der Insel. Die christlichen Einwohner seien mit "unglaublicher Barbarei" aus ihrer Heimat vertrieben, die uralte klassische Kultur zerstört worden. Der 80-Jährige rief Franziskus auf, die Kirche Zyperns zu unterstützen "für den Schutz und die Achtung unseres kulturellen Erbes und für die Vorherrschaft der unschätzbaren Werte unserer christlichen Kultur, die heute von der Türkei brutal verletzt werden".

KNA

03.12.2021 - Orthodoxe Kirche , Papst , Reise