Richtlinie neu bewertet

Homosexuelle Männer sollen künftig leichter Blut spenden können

Homosexuelle Männer sollen künftig leichter Blut spenden als heute. Die zuständige Facharbeitsgruppe habe die in der Richtlinie Hämotherapie der Bundesärztekammer (BÄK) vorgesehenen Regelungen zur Rückstellung neu bewertet, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Die BÄK wolle einen entsprechenden Beschluss voraussichtlich noch im September fassen.

Die Empfehlung für die BÄK sehe eine Verkürzung der sogenannten Rückstellungsfrist für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), auf vier Monate nach dem letzten Sexualkontakt mit einem neuen Partner oder Sexualkontakten mit mehreren Partnern vor, da spätestens nach vier Monaten Infektionen mit HBV (Hepatitis B), HCV (Hepatitis C) und HIV sicher ausgeschlossen werden könnten.

Zudem solle auf die Rückstellung von homo- oder bisexuellen Männern, die in einer auf Dauer angelegten homosexuellen Paarbeziehung leben, verzichtet werden, da von diesen Personen per se keine erhöhten Infektionsrisiken ausgingen.

Soweit ein entsprechender Änderungsbeschluss gefasst werde und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sein Einvernehmen erteile, werde die geänderte Fassung der Richtlinie im deutschen Ärzteblatt und im Bundesanzeiger veröffentlicht. Grundsätzlich sind nach Ansicht der Bundesregierung die Rückstellungskriterien bei dieser Gruppe gerechtfertigt, da von ihnen als Hauptbetroffenengruppe für sexuell übertragbare und transfusionsrelevante Infektionskrankheiten bei der Blutspende erhöhte Risiken ausgingen. So seien Sexualkontakte zwischen Männern im Jahr 2019 für einen Großteil der sexuell erworbenen HIV-Infektionen und vermutlich auch für Syphilis-Infektionen verantwortlich.

Seit der Aids-Krise in den 80er Jahren war es Männern, die Sex mit Männern haben, zunächst verboten, Blut zu spenden. Seit 2017 dürfen schwule, bisexuelle und transsexuelle Männer zwar wieder Blut spenden, aber nur nach einer Wartefrist von zwölf Monaten seit dem letzten Sexualverkehr. Das Spendeverbot wird damit begründet, dass das Sexualverhalten der genannten Personen "ein Risiko für den Empfänger von Blutprodukten" mit sich bringen könne. Über das Verbot hatte es zuletzt heftige Debatten auch im Bundestag gegeben.

KNA

24.09.2021 - Gesundheit , Homosexuelle , Politik