Kardinal Marx:

EU befindet sich in "schwierigem Moment"

Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ist die EU derzeit in einem „schwierigen Moment“. Es gebe eine Tendenz in der Europäischen Union, die Interessen der Mitgliedstaaten und nicht das Gemeinwohl in den Vordergrund zu stellen, sagte Marx am Dienstagabend in Brüssel bei einer Diskussion mit Kardinal Juan Jose Omella aus Barcelona und Kardinal Jozef de Kesel, Erzbischof von Mecheln-Brüssel. Es sei wichtig, diese Phase der nationalen Interessen zu überwinden. „Das Projekt der EU ist noch nicht zu Ende“, betonte Marx. Das Konzept des Multilateralismus gehöre noch nicht der Vergangenheit an.

Der Münchner Kardinal sprach sich zudem dafür aus, bei der Diskussion über eine neue Sexualmoral die Familie in den Mittelpunkt zu stellen. Er sagte zudem: „Ich wünsche mir auch eine klare Antwort, aber manchmal ist es einfach nicht möglich.“ Er denke, „dass die Bedeutung dieser Moral neu formuliert werden muss“, erklärte Marx. Er sei „halb-optimistisch“, dass das gelingen könne. Es sei wichtig, verschiedene Situationen einzubeziehen. Entwicklungen, die es gebe, müssten wahrgenommen werden.

Omella plädierte dafür, Flüchtlinge angemessen aufzunehmen und ihnen Integrationsmöglichkeiten zu bieten. „Wir dürfen unsere Erinnerung nicht vergessen, wir sind ein Land der Immigranten“, mahnte der spanische Kardinal.

De Kesel äußerte sich positiv zur Präsenz von Muslimen in Europa. Im Kontext einer säkularen Gesellschaft seien es in erster Linie auch Gläubige. Trotzdem sei es wichtig, dass Muslime lernten, sich in eine pluralistische Gesellschaft zu integrieren.

Zu einer Diskussion über Abtreibung, die in Belgien länger möglich werden soll, sagte de Kesel, dass es nicht nur eine religiöse Frage sei. Die Frage betreffe alle Menschen und müsse diskutiert werden.

KNA

11.12.2019 - Bischöfe , Europa , Politik