Der deutsche Kardinal Karl-Josef Rauber ist am Sonntagabend im Alter von 88 Jahren in Rottenburg gestorben. Der frühere Chef der vatikanischen Diplomatenakademie und spätere Papstbotschafter in sechs europäischen Ländern war 2015 überraschend von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt worden.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte Rauber als "Diplomat und Seelsorger aus ganzem Herzen". Rauber habe sich in seiner Haltung auch nicht "angesichts persönlicher Angriffe von verschiedenen kirchlichen Seiten" beirren lassen.
Bätzing ging damit auf Raubers Rolle als Nuntius in der Schweiz ein. Dort hatte Rauber auf dem Höhepunkt des Konflikts um den damaligen Churer Bischof Wolfgang Haas dafür gesorgt, dass Haas Erzbischof von Liechtenstein wurde, aber nicht mehr für die Schweiz zuständig war. Vorher war der Kleinstaat kirchlicherseits Teil des Bistums Chur.
Bätzing würdigte Rauber als gradlinig, demütig und bescheiden. Bätzings Schreiben ging an den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, weil Rauber dort 1959 zum Priester geweiht worden war. Von 1962 bis 1966 studierte er Kirchenrecht in Rom. Gleichzeitig absolvierte er die Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie. Von 1982 bis 1990 war er in Uganda im Einsatz.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) rief ihn 1990 als Präsidenten der Diplomatenakademie nach Rom und ernannte ihn drei Jahre später zu seinem Botschafter in der Schweiz und in Liechtenstein. Später war Rauber Botschafter in Ungarn und Moldawien sowie in Belgien und Luxemburg.
In der württembergischen Diözese arbeitete Rauber in der Seelsorge mit und spendete beispielsweise jungen Christen das Sakrament der Firmung. Seit einer Corona-Erkrankung im Vorjahr war Rauber gesundheitlich sehr stark eingeschränkt.
Nach Raubers Tod zählt das Kardinalskollegium noch 222 Mitglieder. Davon sind derzeit 123 unter 80 Jahre alt und bei einer möglichen Papstwahl stimmberechtigt.
KNA