Kardinal Kasper:

Bin weder Ghostwriter des Papstes noch Chefinterpret

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich zu seiner Rolle bei der Entstehung des Briefs von Papst Franziskus an die deutschen Katholiken vom 29. Juni geäußert. In einem Beitrag für das Portal katholisch.de schreibt er am Donnerstag: „Es ist richtig, dass Papst Franziskus mich um ein Gespräch über die Situation in Deutschland gebeten hat. Von den Strukturreformen, die beim synodalen Weg zur Diskussion stehen, war dabei ebensowenig die Rede wie in dem nachfolgenden Brief des Papstes.“

Er sei „weder Ghostwriter dieses Briefes“ noch „schwinge ich mich zu dessen Chefinterpret auf“, betonte der 86-jährige frühere Präsident des päpstlichen Ökumene-Rats weiter. Die Grundanliegen des Briefes seien „ohnedies für jeden, der verstehen will, klar verständlich. Stoppschilder habe ich darin nicht gefunden, wohl aber die Einsicht, die Vertrauenskrise reiche so tief, dass sie mit Reformen allein nicht aufgearbeitet werden kann.“

Die „Herder Korrespondenz“ (Oktober-Ausgabe) hatte zuerst berichtet, dass der Papst Kardinal Kasper vor der Abfassung des Briefs als Berater hinzugezogen habe. Kasper sagte der Zeitschrift, in Deutschland habe man den Brief „zwar viel gelobt, ihn dann aber zur Seite gelegt und weitergemacht wie schon zuvor geplant“. Doch ohne Erneuerung aus dem Glauben gingen alle noch so gut gemeinten strukturellen Reformen ins Leere. Der international anerkannte Dogmatiker Kasper wird innerhalb der Kurie dem eher liberalen Flügel zugerechnet und hat einen direkten Zugang zum Papst.

Erstmals in der jüngeren Geschichte hatte sich ein Papst direkt an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ gewandt. In dem Papier lobte er das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnte Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an. Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein.

Der Brief hatte in Deutschland unterschiedliche Deutungen hervorgerufen. Laut dem Bericht der „Herder Korrespondenz“ sollte die Kirche in Deutschland angesichts ihrer Reformpläne durch eine Initiative vatikanischer Behörden auf stärkere Einheit mit Rom verpflichtet werden. Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatten betont, die „orientierenden und ermutigenden Worte“ würden die von den deutschen Bischöfen angestoßene Reformdebatte der katholischen Kirche auf dem „synodalen Weg“ begleiten.

KNA

27.09.2019 - Deutschland , Papst , Vatikan