Kommunionstreit weiter Thema

Katholiken feiern Fronleichnam

Katholiken in ganz Deutschland haben am Donnerstag mit Gottesdiensten und Prozessionen das Fronleichnamsfest gefeiert. Auf dem Marienplatz in München nannte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, Fronleichnam ein „fröhliches Bekenntnis“ und „nicht ein Fest der ängstlichen Selbstbehauptung“. Es gehe um das „Heil für alle Menschen“, denn die Kirche wolle die Menschen zusammenführen.

Angesichts aktueller Umbrüche rief der Erzbischof dazu auf, sich nicht durch Meinungsumfragen, Einschaltquoten oder Stimmungen bestimmen zu lassen. Auch für den Glauben gebe es viele Herausforderungen, etwa die zunehmende Säkularisierung, so Marx. Dieser müssten Christen begegnen, indem sie sich überzeugend in die Gesellschaft einbringen. Der Glaube sei nicht privat, sondern berühre viele öffentliche Bereiche, von der Kultur über die Wirtschaft bis zur Politik.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki drängte erneut auf eine gesamtkirchliche Lösung im Kommunionstreit der deutschen Bischöfe. „Wir in Deutschland leben nicht auf einer Insel der Seligen. Wir sind keine Nationalkirche“, sagte er in einer Ansprache am Ende des Fronleichnamsgottesdienstes im Kölner Dom. Bei der Diskussion gehe es um „das Eingemachte“. Manche meinten, der Streit sei ein Kasperle-Theater. „Ich meine: Hier geht es um Leben und Tod.“

Der Empfang der Kommunion für nichtkatholische Ehepartner ist derzeit Streitthema unter den deutschen Bischöfen. Sie hatten im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit eine bisher unveröffentlichte Handreichung beschlossen, wonach die Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. Sieben Diözesanbischöfe, darunter Woelki, hatten den Vatikan Ende März in einem Brief um Klärung einiger aus ihrer Sicht strittiger Fragen gebeten haben. Das Kirchenoberhaupt wies eine Entscheidung indes an die deutschen Bischöfe zurück.

Woelki widersprach erneut Vorwürfen, nach denen er den Brief nach Rom hinter dem Rücken des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz verschickt habe: „Ich sage mit der Heiligen Schrift: Offen und frei bin ich aufgetreten und habe das geschrieben und gesagt, was zu schreiben und zu sagen war, in aller Öffentlichkeit.“

Eine Einigung mahnte auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck an. „Es muss eine theologisch verantwortete Lösung geben“, sagte er auf dem Essener Burgplatz. Es könne derzeit noch keine generelle Zulassung evangelischer Christen zur Kommunion geben. Aber wenn in einer Ehe „das Seelenheil auf dem Spiel steht“, müsse die gemeinsame Kommunion möglich werden, so der Ruhrbischof.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die traditionellen Fronleichnamsprozessionen als Medizin gegen leere Seelen. Zudem seien sie ein Heilmittel gegen eine „Stadt ohne Gott“. An Fronleichnam trügen die Christen Jesus durch ihre Städte und Dörfer, „damit sie Orte mit Gott sind, wo Gottes Reich und Herrschaft regieren“.

In Mainz betonte Bischof Peter Kohlgraf, der Glaube gehöre in die Öffentlichkeit. Es tue der Gesellschaft gut, dass es Menschen gebe, „denen etwas, denen jemand, nämlich Christus selbst heilig ist“. Beliebigkeit fördere nicht Toleranz, sondern das Desinteresse an der Meinung eines anderen.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nannte die Fronleichsnamsprozession ein wunderbares Zeichen für die Darstellung von Kirche in ihrer Verbindung und Gemeinschaft mit Christus: „Gott ist unter uns gegenwärtig in der Feier der Eucharistie und er bleibt gegenwärtig im Brot des Lebens und so haben wir ihn heute durch die Straßen getragen.“

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst bezeichnete es als Aufgabe der Kirche, seelisch obdachlos gewordenen Menschen einen Zufluchtsort zu bieten. Seine Vision der Kirche von morgen sei eine, „in deren Gemeinschaft die Sinnsuchenden Sinn finden, die Verängstigten wieder Mut und Hoffnung schöpfen“. Die Kirchengemeinde solle ein „geistig lebendiger Raum“ sein, in dem „das heilsame Evangelium Jesu Christi wirklich erlebbar wird“.

In Augsburg ermutigte Bischof Konrad Zdarsa die Gläubigen, hinauszugehen und zu zeigen, was es heiße, christlich zu glauben und zu leben. Spätestens dann werde deutlich, dass sich das Christsein nicht auf Kirchen und Sakristei beschränken lasse und vielmehr das ganze Leben in allen seinen Bezügen damit gemeint sei.

Auch auf den Kreuzerlass der bayerischen Staatsregierung ging Zdarsa ein mit der Frage: „Was bedeutet denn ein Erlass zum Aufhängen von Kreuzen in öffentlichen Gebäuden, wenn seine Ausführung letztlich doch nicht eingefordert wird, er zuvor aber kurzfristig eine seltsam anmutende Debatte heraufbeschworen hat?“.

Für den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ist die Fronleichnamsprozession ein Symbol für das „Hinausgehen in die Welt“. Das Fest stehe nicht nur für die Wandlung von Brot und Wein in Jesu Leib und Blut, sondern auch für die tiefgreifende Wandlung des Menschen und der Welt, sagte er im Paderborner Dom. Die Wandlung von Brot und Wein sei „eine Initialzündung voller Energie“, die auch zu Veränderungen in der Kirche motivieren könne, so Becker.

Der Passauer Bischof Stefan Oster nannte den Zug mit dem Allerheiligsten durch die Straßen ein Bekenntnis zu dem, der mitten in alledem der höchste Wert schlechthin sei. Denn Gott sei der Einzige, dem Anbetung gebühre. In diesem Bewusstsein gerieten alle anderen schönen und wertvollen Dinge dann an den rechten Platz im Leben eines jeden Menschen.

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen warnte vor einem schleichenden Rückzug der Eucharistiefeier aus den Messefeiern. „Er ist für mich eines der deutlichsten Krankheitssymptome in unserer Kirche“, sagte er im Fuldaer Dom. Die Feier der Eucharistie sei „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“. Darin begründe sich das karitativ-soziale Wirken sowie politischer Einsatz von Christen.

In Würzburg rief Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom die Katholiken dazu auf, sich ganz auf Gott einzulassen. „Er geht mit uns durch Raum und Zeit, damit wir nicht verloren gehen.“ Gott zu suchen heiße, ihn lieben zu wollen und ihn nicht für die eigenen Interessen zu benutzen.

Der Freiburger Weihbischof Michael Gerber verwies auf aktuelle Themen wie die BAMF-Affäre, in denen es um Glaubwürdigkeit gehe. Die Menschen wendeten sich von Institutionen ab, die sie als unglaubwürdig erlebten. „Zugleich lebt eine offene und plurale Gesellschaft vom Zusammenspiel der unterschiedlichen Institutionen und gesellschaftlichen Größen.“ Es sei riskant, wenn diese keinen Rückhalt mehr fänden.

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name bedeutet so viel wie „Fest des Leibes und Blutes Christi“. Mit dem Fest erinnern die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie.

KNA

01.06.2018 - Feiertage & Brauchtum