Voll besetzte Hallen

Katholikentag betont Verantwortung der Religion für den Frieden

Beim Katholikentag in Münster ging es am Donnerstag vor allem um die Verantwortung der Religionen für den Frieden in der Welt. Aber auch innerkirchliche Themen spielten eine Rolle. Am Morgen feierten 25.000 Menschen auf dem Schlossplatz und weitere 10.000 auf dem Domplatz Gottesdienste zum Fest Christi Himmelfahrt.

Dabei rief Münsters Bischof Felix Genn auf, zu überlegen, welche Waffen jeder Einzelne symbolisch vernichten könne, um zu mehr Frieden beizutragen. Nach den Gottesdiensten begann die inhaltliche Arbeit, wobei viele Hallen und andere Veranstaltungsorte voll besetzt waren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte seine Sorge über die Kündigung des Atomvertrags mit dem Iran durch die USA. Das sei ein schwerer Rückschlag für die Friedensdiplomatie, die dringender denn je gebraucht werde. Dabei hätten die Religionen eine besondere Verantwortung.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder kritisierte eine „mangelnde Religionsfreiheit“ in vielen islamischen Staaten, die oft für Unfrieden sorge. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, rief außerdem auf, antisemitischen und rassistischen Äußerungen deutlich zu widersprechen.

Der kolumbianische Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos berichtete vom schwierigen Versöhnungsprozess in seinem Land und hob die wichtige Rolle der Kirchen hervor. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nannte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die Kirche „die größte Friedensbewegung der Welt“ und lobte die Arbeit der kirchlichen Hilfswerke.

Bei den innerkirchlichen Themen verwahrte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gegen die Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Dieser hatte den Katholikentag aufgefordert, sich mit Forderungen zu Glaubensfragen zurückzuhalten. Marx sagte im Interview von KNA und katholisch.de, dass sich der Katholikentag selbstverständlich auch mit strittigen Glaubensfragen befassen müsse, etwa mit der Debatte über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner.

Er fühle sich vom Papst ermutigt, in dieser und anderen Fragen der Ökumene voranzugehen. Franziskus habe die Bischöfe aufgefordert, in Deutschland eine Regelung zu finden, so Marx. Und er sei optimistisch, dass es bei einem der nächsten Treffen zu einer guten Lösung kommen könne.

Marx und der Trierer Bischof Stephan Ackermann äußerten sich selbstkritisch zu Versäumnissen der Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Andere Themen, die am Rande immer wieder zur Sprache kamen, waren die Debatte über den bayerischen Kreuz-Erlass und die Frage nach dem Werbeverbot für Abtreibungen.

Unter anderem bekräftigten Marx und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ihre Forderung, an diesem Verbot festzuhalten. Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles nannte es „veraltet“, äußerte sich aber zuversichtlich, zu einer für alle tragbaren Lösung zu kommen.

Am Freitag wird unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Katholikentag erwartet und über „Friedenssuche - die vornehmste Aufgabe der Politik“ sprechen.

KNA

11.05.2018 - Großveranstaltung