Kindergeld im Ausland

Renovabis warnt vor Generalverdacht

Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis hat in der aktuellen Debatte um die Zahlung von Auslandskindergeld einen Generalverdacht gegen Osteuropäer zurückgewiesen. "Missstände müssen abgestellt werden, aber Verallgemeinerungen und Unterstellungen helfen hier nicht weiter. Dadurch werden die sozialen und psychischen Folgen der Arbeitsmigration für die zurückgebliebenen Familien ausgeblendet", erklärte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Christian Hartl am Freitag in Freising. Die EU müsse einheitliche soziale Vergleichsstandards schaffen, "die letztlich mehr Transparenz ermöglichen und den Zusammenhalt Europas stärken".

Die Freizügigkeit in der Europäischen Union habe auch das Phänomen der Arbeitsmigration in Richtung Westen gefördert, ergänzte Hartl. "Auch wir in Deutschland profitieren ja von den vielen aus Mittel- und Osteuropa zu uns gekommenen Arbeitskräften etwa im Pflegesektor, beim Gastronomiegewerbe und auch auf vielen Baustellen." Deren Kinder blieben oft in der Ukraine, in Moldawien, Rumänien oder Bulgarien zurück und wüchsen dort jahrelang von ihren Eltern getrennt auf. Für die schwierige Situation dieser Kinder und ihrer Familien sollte es Hartl zufolge in der deutschen Öffentlichkeit mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit geben.

Am Donnerstag war die gestiegene Zahl ausländischer Kindergeldempfänger bekannt geworden: Laut Medienberichten wurde Ende Juni 2018 für 268.336 Kinder, die außerhalb von Deutschland in der EU leben, Kindergeld gezahlt. Im Dezember 2015 lag die Zahl der Empfänger laut Bundesagentur für Arbeit noch bei rund 120.000. Der Deutsche Städtetag forderte daher neue Regeln für Kindergeldzahlungen ins Ausland.

KNA

10.08.2018 - Diskriminierung