Karneval

Kirche bekommt bei rheinischen Rosenmontagszügen ihr Fett weg

Auf den rheinischen Rosenmontagszügen haben die Jecken wie jedes Jahr auch religiöse Themen beschäftigt. Auf mehreren Wagen wurde Kritik am Missbrauchskandal in der katholischen Kirche und dem Umgang damit geübt. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf fuhr zudem ein interreligiöser "Toleranz-Wagen" mit.

In Düsseldorf prangerte Wagenbaumeister Jacques Tilly den Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen an: Ein Wagen zeigte einen schlafenden Bischof in einer Hängematte, die an zwei riesigen Kreuzen befestigt war. Auf dem Wagen stand: "Die schonungslose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle." Ein anderer Wagen nahm "fehlende Transparenz" aufs Korn. Zwei Geistliche waren mit einem meterlangen "Deckmantel des Schweigens" abgebildet, den sie über die Opfer gebreitet hatten.

Trotz Sturmtief "Bennet" fuhren die traditionellen Rosenmontagszüge in den rheinischen Hochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf durch die Straßen der Innenstädte. Während der Kölner Zug mit einigen Einschränkungen zur angesetzten Uhrzeit startete, setzte sich der Rosenmontagszug in Düsseldorf mit rund 90 Minuten Verspätung in Bewegung.

Erstmals fuhr dort auch ein interreligiöser Karnevalswagen mit dem Motto "Toleranz-Wagen" mit. Darauf feierten Juden, Protestanten, Muslime und Katholiken gemeinsam. Der Initiator des Toleranz-Wagens, Michael Szentei-Heise zeigte sich nach dem Karnevalszug zufrieden. "Alle Reaktionen auf unseren gemeinsamen Wagen waren toll und das querbeet", so der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Die Erwartungen an das Projekt seien "voll erfüllt worden". Trotzdem stehe noch nicht fest, ob sich die jüdische Gemeinde im kommenden Jahr an einem ähnlichen Vorhaben beteiligen werde. "Ich gehe 2020 in den Ruhestand und die Entscheidung darüber überlasse ich meinem Nachfolger", so Szentei-Heise am Rande der Feierlichkeiten nach dem Umzug.

Auch in Mainz thematisierten die Jecken den Missbrauchsskandal in der Kirche. Auf einem Wagen hielt ein grinsender Wanderprediger eine Aktentasche hoch mit der Aufschrift "Lasset die Kindlein zu mir kommen".

KNA