Wichtiger Fortschritt

Kirchen begrüßen Einigung im Kolonialdialog mit Namibia

Die beiden großen Kirchen haben die Ergebnisse des Kolonialdialogs zwischen Deutschland und Namibia gewürdigt. Die Einigung stelle einen wichtigen Fortschritt dar, erklärte der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer. Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax fügte hinzu, nun sei es an den gesellschaftlichen Akteuren in Deutschland und Namibia, das Abkommen mit Leben zu füllen. "Denn der Umgang mit den Folgen des Kolonialismus kann nur gemeinsam geschehen und ist keineswegs nur eine Aufgabe des Staates." Die katholische Kirche werde sich in diesen Prozess einbringen.

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick twitterte: "Ein guter Tag nach 100 Jahren: Den #Herero und #Nama kann nun #Gerechtigkeit widerfahren." Der Schritt hin zur Einigung werde helfen, Brücken der Verständigung und Versöhnung zu bauen, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. "Möge er auch dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Europa & Afrika zu stärken & auch die innerafrikanischen Konflikte anzugehen, damit Afrika ein Kontinent des Friedens & des Gemeinwohls wird."

Zuvor hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) bekanntgegeben, dass Deutschland und Namibia einen Durchbruch in ihrem seit mehr als fünf Jahren laufenden Dialog zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit erzielt hätten. Demnach bekennt sich Deutschland zum Völkermord an den Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika vor über 100 Jahren und benennt diesen auch so. Zudem sollen in den kommenden 30 Jahren rund 1,1 Milliarden Euro in Aufbauprojekte in Namibia fließen.

"Nach Jahren der Versöhnungsarbeit und Aufarbeitung der Kolonialzeit in Politik, Kirche, Mission und Wissenschaft bin ich sehr froh, dass auf die Bitte um Vergebung nun konkrete Taten der deutschen Außenpolitik folgen und durch die Stellungnahme von Außenminister Maas der Völkermord als solcher bezeichnet wird", sagte die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber.

Die Bischöfin verwies darauf, dass sich die Kirchen in Namibia und Deutschland und hier insbesondere die Vereinte Evangelische Mission (VEM) schon länger für eine Aufarbeitung der Vergangenheit engagierten. Das nun angekündigte finanzielle Engagement könne dazu beitragen, dass die relativ junge Bevölkerung Namibias mehr soziale Gerechtigkeit erleben und gute Bildungschancen bekommen werde. "Dadurch wird hoffentlich die große Spanne zwischen Arm und Reich substanziell verändert." Ähnlich äußerte sich Jochen Motte, Vorstandsmitglied der VEM.

Zwischen 80 und 90 Prozent der Bevölkerung Namibias sind Christen, davon stellen die Lutheraner den größten Anteil. Das wird vor allem auf eine intensive Missionstätigkeit zu Zeiten der deutschen Kolonialherrschaft zurückgeführt, die von 1884 bis 1915 dauerte.

KNA

31.05.2021 - Afrika , Bischöfe , Deutschland