Auch dem demografischen Wandel geschuldet

Kirchen verzeichnen deutlichen Anstieg bei Austritten

Die beiden großen Kirchen haben im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Kirchenaustritte verzeichnet. Auch der demografische Wandel trug dazu bei, dass die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland von 44,8 Millionen im Jahr 2017 auf 44,14 Millionen gesunken ist. Damit gehörten 53,2 Prozent der Gesamtbevölkerung der katholischen Kirche oder einer evangelischen Landeskirche an. 2017 waren es noch 54,2 Prozent.

Insgesamt sind rund 23 Millionen Bundesbürger Mitglied der katholischen Kirche und 21,14 Millionen Mitglied einer der 20 Gliedkirchen der EKD. Das geht aus den von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag veröffentlichten Daten hervor.

Bei den Kirchenaustritten lagen die evangelischen Landeskirchen mit 220.000 weiterhin leicht höher als die katholische Kirche mit 216.078. Allerdings muss die katholische Kirche mit einem Plus von 29 Prozent eine stärkere Steigerung der Austrittszahlen hinnehmen als die EKD mit einem Plus von 11,6 Prozent. Für die Katholiken ist es die zweithöchste Zahl an Austritten seit dem Mauerfall. 2014 erreichte sie nach dem Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst den bisherigen Höchststand von 217.716.

Beide Kirchen verlieren darüber hinaus Mitglieder durch den demografischen Wandel. Die Zahl der Taufen, Neueintritte und Wiedereintritte liegt deutlich unter der Zahl der kirchlichen Bestattungen.

So ging die Zahl der Taufen in der katholischen Kirche um rund 2.000 auf 167.787 zurück, die Zahl der Eintritte sank um rund 400 auf 2.442 und die Zahl der Wiederaufnahmen verringerte sich auf 6.303. Dem stehen rund 243.705 Bestattungen gegenüber. Die evangelische Kirche verzeichnete rund 170.000 Taufen und 340.000 Bestattungen. Die Zahl der Aufnahmen lag mit rund 25.000 deutlich höher als bei den Katholiken.

Anders als die katholische Bischofskonferenz veröffentlichte die EKD auch die Kirchensteuer-Bilanz: Bedingt durch die positive Entwicklung der Löhne und Einkommen stieg das Kirchensteueraufkommen 2018 leicht an auf 5,79 Milliarden Euro.

Für die katholische Kirche sprach der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, von einer „besorgniserregenden“ Statistik. Er betonte die Bereitschaft der Bistümer und Gemeinden zur Suche nach neuen Wegen und zum Gespräch: „Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde.“ Initiativen wie „Maria 2.0“ zeigten, dass die Menschen Veränderungen in der Kirche wollten. Der jetzt eingeleitete „synodale Weg“ wolle das aufgreifen. Es gehe um einen Wandel, der Glaubwürdigkeit und Vertrauen wieder herstelle.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, betonte: „Jeder Austritt schmerzt. Da Menschen heute, anders als früher, aus Freiheit entscheiden, ob sie der Kirche angehören wollen, gilt es für uns heute noch deutlicher zu machen, warum die christliche Botschaft eine so starke Lebensgrundlage ist.“

KNA