Kirchentag in Frankfurt beendet

"Eng zusammengerückt" in der Ökumene

Mit einem Open-Air-Gottesdienst am Mainufer ist am Sonntag der dritte Ökumenische Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt zu Ende gegangen. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz des bundesweiten Christentreffens, das wegen der Corona-Pandemie weitgehend digital stattfand. Der ÖKT habe wichtige Impulse für die Ökumene gesetzt, die Kirchen hätten Position zu drängenden Fragen der Zeit bezogen. Zu den Teilnehmern gehörten hochrangige Politiker.

Zudem widmete sich der ÖKT kirchlichen Debatten wie der Aufarbeitung von Missbrauch und der Frage gemeinsamer Mahlfeiern. Das nächste große Christentreffen ist der Katholikentag im Mai 2022 in Stuttgart.

Der Limburger Bischof und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, geht nach eigenem Bekunden "sehr gestärkt in die Zukunft". Er sei dankbar, dass die Kirchen in der Ökumene "eng zusammengerückt" seien. Bätzing gehörte mit dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, zu den ÖKT-Gastgebern. Dass trotz Pandemie am ÖKT festgehalten worden sei, zeige, dass Kirche in der Krise da sei, betonte Jung. Die Gottesdienste mit dem "gegenseitigen Willkommen bei Abendmahl und Eucharistie" bezeichnete er als "wichtigen Schritt auf dem Weg der Ökumene".

Mit vier zentralen Gottesdiensten hatten die Kirchen am Samstagabend ein Signal der Gemeinsamkeit gesetzt. Es war der Gewissensentscheidung der Besucher überlassen, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen wollten. Bei der katholischen Messe im Dom ging die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg zur Kommunion. Beim evangelischen Gottesdienst nahm der katholische Präsident Thomas Sternberg am Abendmahl teil.

Bätzing hatte im Vorfeld betont, dass es keine gemeinsame Feier einer Heiligen Messe durch Geistliche verschiedener Konfessionen und keinen generellen, konfessionsübergreifenden Empfang der Eucharistie geben könne. Er respektiere aber, wenn einzelne nicht-katholische Christen zur Kommunion hinzuträten. Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hatte im Vorfeld mehrfach das Vorgehen heftig kritisiert und von einer Provokation des Lehramtes der katholischen Kirche gesprochen. Sternberg und Limperg verteidigten die gegenseitige Gastfreundschaft.

Jung äußerte sich auch zur Missbrauchsdebatte. Der Austausch habe gezeigt, wie sehr die Kirchen in der Pflicht seien, "bei jeder und jedem Betroffenen erlittenes Unrecht klar beim Namen zu nennen, zu verurteilen und daraus Konsequenzen zu ziehen". Zudem müsse dringend geprüft werden, "wie die institutionelle Aufarbeitung in der Kirche verbessert werden kann". Auf den Weg gebracht worden sei eine "unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung von außen".

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte kurz vor dem Start des ÖKT ihren Betroffenenbeirat suspendiert. Beim Kirchentag gab es teilweise scharfe Kritik daran, dass Betroffene auf dem ÖKT nur wenig Raum gegeben worden sei. Sternberg sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Es gab den Austausch darüber, wie wir in unseren Kirchen bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals weitergehen. Das wurde sehr ernsthaft besprochen."

Den Kirchentag prägten auch Themen wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft sowie Fragen der internationalen Zusammenarbeit angesichts von Klimakrise, wachsenden Spannungen zwischen den großen Mächten und der Pandemie. Auch war bei einem zentralen Gedenken an die Opfer der Schoah erinnert worden.

Begonnen hatte der ÖKT am Donnerstag mit einem Gottesdienst auf einem Parkhausdach. Laut Veranstaltern verfolgten ihn rund eine Million Menschen im Fernsehen. Bei den rund 100 digitalen Veranstaltungen - statt der ursprünglich geplanten über 2.000 - mit hin und wieder technischen Problemen wurden demnach rund 160.000 Besucher auf der Website verzeichnet.

Leticia Witte/KNA