Kritik an Abbas-Rede

Yad Vashem: Verzerrung der Geschichte

Israels zentrale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat die Bemerkungen des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas zur Schuld der Juden am Holocaust als antisemitische Verzerrung der Geschichte verurteilt. Abbasverwende die Schoah als Propagandainstrument und mache die Opfer für ihre Ermordung verantwortlich, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung der Jerusalemer Gedenkstätte.

Dazu bediene sich Abbas jahrhundertealter antisemitischer Klischees wie dem von der angeblichen jüdischen Geldgier, sichtbar an ihrer Rolle im Bankwesen. Juden hätten zur Zeit des Holocaust nicht nur eine Vielzahl von Berufen ausgeübt, sondern seien in ihrer Mehrheit verarmt gewesen, so die Stellungnahme. Anders als von Abbas behauptet, sei Hitler zudem ein Gegner des zionistischen Projekts einer jüdischen Staatsgründung gewesen. "Der Holocaust resultierte aus dem Glauben der Nazis, dass die jüdische Existenz total vernichtet werden muss", so die Mitteilung.

Abbas' Ansprache vor dem Palästinensischen Nationalrat sorgte für scharfe Kritik aus Israel, den USA, der EU und Deutschland. "Die Verantwortung für das grausamste Verbrechen der Menschheitsgeschichte trägt Deutschland", sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) gegenüber der "Welt" (Donnerstag). Deutschland trete gegen jegliche Relativierung des Holocaust ein.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte mit Blick auf Abbas: "Mit größter Ignoranz und schamloser Frechheit behauptete er, die europäischen Juden seien nicht verfolgt und ermordet worden, weil sie Juden waren, sondern weil sie Kredite mit Zinsen gewährten", so Netanjahu. Damit habe Abbas erneut die "verächtlichste antisemitische Falschmeldung" zitiert.

Der US-Botschafter in Israel, David Friedman, bezeichnete Abbas' Rede in einem Twitterbeitrag von Dienstagabend als "neuen Tiefpunkt". Wer glaube, Israel sei Schuld daran, dass es keinen Frieden gebe, müsse seine Position überdenken. Auch der US-Sondergesandte Jason Greenblatt verurteilte die Ausführungen des Palästinensers scharf. Frieden könne nicht auf derartigem Fundament gebaut werden.

Abbas sagte in seiner Rede am Montagabend, Juden in Europa seien wegen ihres "sozialen Verhaltens", darunter dem Verleihen von Geld, Pogromen ausgesetzt gewesen, nicht wegen ihrer Religion. Vergleichbare Verfolgungen habe es in arabischen Ländern mit jüdischer Bevölkerung nicht gegeben.

Der 82-Jährige argumentierte laut Berichten erneut damit, dass das jüdische Volk angeblich keine historischen Wurzeln im Heiligen Land habe. Hitler habe die Einwanderung von Juden ins historische Palästina durch einen Deal zwischen dem deutschen Wirtschaftsministerium und der Anglo-Palestine Bank unterstützt, behauptete Abbas in der Rede. Dadurch hätten Juden bei der Einwanderung all ihr Vermögen durch die Bank mitnehmen können.

KNA

03.05.2018 - Ausland , Diskriminierung