Kontakte und damit Infektionsrisiken stärker berücksichtigen:

Kritik an Reihenfolge zu Corona-Impfung - Forderung: TV-Kampagne

Kurz nach dem offiziellen Start der Corona-Impfungen hat der frühere Ethikrats-Vorsitzende Peter Dabrock die Reihenfolge bei den Impfungen in Deutschland kritisiert. So hätte stärker berücksichtigt werden müssen, wie viele nicht zu vermeidende Kontakte und damit Infektionsrisiken bestehen, sagte Dabrock am Montag dem Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. "Zum Beispiel bei den Pflegekräften und auch bei denjenigen, die an der Kasse eines Supermarktes sitzen und von Berufswegen mit einem ständig wechselnden Personenkreis zu tun haben."

Diese Menschen tragen nach Ansicht Dabrocks "ein ungeheuer großes Risiko", das beispielsweise auch größer sei als das allgemeine Risiko von 60- bis 75-Jährigen. "Dieser Personenkreis hat zwar ein hohes Risiko, ist aber in der Lage, es mit verschiedenen flankierenden Maßnahmen für sich persönlich zurückzuhalten." Kritisch sieht der evangelische Theologe auch, dass die Einteilung der Impfreihenfolge nicht im Bundestag debattiert worden sei.

Der Bundesvorsitzende der Senioren Union, Otto Wulff, sprach sich dafür aus, das gesamte medizinische Personal und alle Pflegekräfte zu Impfungen zu verpflichten. "Ich persönlich würde eine Impfpflicht für Pfleger und Ärzte begrüßen. Wer eine Verantwortung für eine kranke Person trägt, der muss auch auf deren Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Die Patienten und die Personen, die gepflegt werden, sind einer erhöhten Gefahr ausgesetzt - und diese Gefahr muss, soweit es geht, ausgeschaltet werden", sagte er der "Bild"-Zeitung (Dienstag).

Unterdessen schloss sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) denjenigen an, die mögliche Sonderrechte für Geimpfte ablehnen. "Viele warten solidarisch, damit einige als erste geimpft werden können. Und die Noch-Nicht-Geimpften erwarten umgekehrt, dass sich die Geimpften solidarisch gedulden", sagte Spahn den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag).

"Keiner sollte Sonderrechte einfordern, bis alle die Chance zur Impfung hatten." Es sei diese gegenseitige Rücksicht, die die Nation zusammenhalte: "Gegen die Pandemie kämpfen wir gemeinsam - und wir werden sie nur gemeinsam überwinden", betonte Spahn. Zuvor hatte sich unter anderen auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gegen Privilegien für Geimpfte ausgesprochen.

Der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion, Christian Baldauf, forderte in Mainz die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf, möglichst rasch eine Kampagne zur Impfaufklärung zu starten. "ARD und ZDF müssen gerade in dieser schwierigen Lage ihrem Auftrag gerecht werden. Zur Grundversorgung gehört auch der Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf umfassende Wissensvermittlung." Nötig sei in der Hauptsendezeit die Botschaft "Impfen rettet Leben" mit einer Aufklärungs- und Informationskampagne.

KNA

28.12.2020 - Corona , Ethik , Impfung