Tränengas gegen Demonstraten

Kritik an Trumps Auftritten vor Kirchen in Washington

Der designierte republikanische Herausforderer bei den Präsidentschaftswahlen, Joe Biden, und mehrere Kirchenvertreter kritisieren Auftritte von US-Präsident Donald Trump vor und in zentralen Gotteshäusern in Washington. Wer friedliche Demonstranten vor dem Weißen Haus mit Tränengas vertreibe, um sich einen Weg zur Kirche zu bahnen, der sei mehr an der Macht als am Wohl der Menschen interessiert, sagte Biden in einer Rede im Rathaus von Philadelphia (Dienstag Ortszeit) mit Blick auf Trumps Auftritt vor der St. John's-Episkopalkirche in der US-Hauptstadt.

Trump hatte in einer Ansprache am Montag damit gedroht, das Militär gegen Demonstranten einzusetzen. Während er sprach, gingen Sicherheitskräfte mit Gummigeschossen und Tränengas gegen Menschen vor, die sich auf dem Lafayette-Platz versammelt hatten, um erneut gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu demonstrieren. Unmittelbar danach überquerte Trump den Platz und ließ sich vor der "Kirche der Präsidenten" mit einer Bibel in der Hand fotografieren.

Die Bischöfin der Episkopalkirche, Mariann Budde, zeigte sich "empört" über die Nutzung des Gotteshauses als politische Kulisse. "Er kam nicht, um zu beten", kritisierte sie das Vorgehen Trumps: "Alles, was er sagt und tut, ist, Gewalt zu provozieren."

Der Erzbischof von Washington, Wilton Gregory, kritisierte auch den - schon länger geplanten - Besuch Trumps am Nationalschrein für Papst Johannes Paul II. (1978-2005) am Dienstag in Washington. Es sei "verwirrend und verwerflich", dass eine katholische Einrichtung sich derart zweckentfremden und manipulieren lasse, erklärte er in einer Stellungnahme. Dadurch seien religiöse Prinzipien verletzt worden, die die Gläubigen verpflichteten, die Rechte aller Menschen zu verteidigen, "auch derer, mit denen wir nicht einer Meinung sind", betonte Gregory.

"Der heilige Papst Johannes Paul II. war ein glühender Verteidiger der Rechte und Würde aller Menschen", betonte der Erzbischof weiter: "Er hätte sicher nicht gebilligt, dass diese durch den Einsatz von Tränengas und anderer Abschreckungsmittel zum Schweigen gebracht, zerstreut oder eingeschüchtert werden, nur um Fotos vor einer Gebets- und Friedensstätte zu machen."

Zusammen mit seiner Ehefrau hatte der Präsident den Schrein am Dienstag besucht und einen Kranz an der Stätte niedergelegt, die an den verstorbenen Papst Johannes Paul II. erinnert. Zeitgleich gab es in Washington wie in Dutzenden anderen US-Städten weiterhin teils gewaltsame Proteste gegen Rassismus und Polizeiwillkür, ausgelöst durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz am 25. März in Minneapolis.

Wilton Gregory wurde im April vergangenen Jahres zum Erzbischof der Hauptstadtdiözese ernannt. Er ist der erste Afroamerikaner in diesem Amt.

KNA

03.06.2020 - Gesellschaft , Politik , USA