"Wir akzeptieren keine Einmischung"

Kritik an Vatikan nach Beschwerde gegen Anti-Homophobie-Gesetz

Nach seiner förmlichen Beschwerde gegen geplantes Anti-Homophobie-Gesetz von Italiens Parlament ist der Vatikan in die Kritik geraten. "Wir sind angesichts der vatikanischen Initiative überrascht und besorgt", teilte der Bund evangelischer Kirchen in Italien (FCEI) am Mittwoch mit.

Diese "Einmischung" sei entschieden abzulehnen, erklärte der FCEI-Vorsitzende Luca Maria Negro. Er sehe in dem Vorgehen eine Verletzung der Unabhängigkeit des Parlaments. Negro forderte den Vatikan "in größter ökumenischer Brüderlichkeit" auf, die Strafrechtsreform aus einem "schützenden und liebevollen" Blickwinkel zu betrachten.

Roberto Fico (Fünf Sterne), Präsident der Abgeordnetenkammer des Parlaments, betonte die Souveränität der Volksvertreter. Die Antwort an den Vatikan sei einfach: "Wir akzeptieren keine Einmischung."

Am Dienstag war eine Verbalnote des vatikanischen Staatssekretariats an die Öffentlichkeit gelangt. In dem Schreiben an die italienische Botschaft beim Heiligen Stuhl heißt es, die Freiheitsrechte der katholischen Kirche würden durch "einige Inhalte des aktuellen Gesetzentwurfs" unzulässig eingeschränkt. Ein Inkrafttreten könnte demnach einen Verstoß gegen den Staatskirchenvertrag von 1984 darstellen. "Wir bitten darum, dass unsere Bedenken berücksichtigt werden", so der Wortlaut der Note.

Das nach dem Initiator Alessandro Zan (Partito Democratico) benannte Regelwerk soll Homo-, Bi- und Transsexuelle unter besonderen Schutz stellen. Gegen das Vorhaben regte sich zunehmend Widerstand. Seit der Text im November - noch unter der Mitte-Links-Regierung von Giuseppe Conte - die Abgeordnetenkammer passierte, ist das Projekt ins Stocken geraten. Unter der neuen, fraktionsübergreifenden Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hängt der Entwurf im Senat fest.

KNA