Agrarwirtschaft schädigt Umwelt

Kritik an westlichen Investoren wegen Zerstörungen in Brasilien

Menschenrechtler werfen westlichen Investoren die Zerstörung ländlicher Gemeinden im Nordosten von Brasilien vor. Die massive Ausweitung der Agrarwirtschaft in der Region Matopiba schädige lokale Ökosysteme und bedrohe die Lebensgrundlage der Bevölkerung, erklärte die Menschenrechtsorganisation FIAN International am Mittwoch in Heidelberg. Auch führe der Ausbau der industriellen Landwirtschaft, vor allem von Soja, zu extremer Entwaldung. Dies geht aus einem 96-seitigen Bericht der Organisation hervor, der unter anderen von den kirchlichen Hilfswerken Misereor und Brot für Welt unterstützt wurde.

Pensionsfonds aus den USA und Europa hätten "Hunderte von Millionen Dollar in brasilianisches Ackerland" investiert, heißt es weiter. Diese Fonds seien "zwar nicht selbst an der Vertreibung der örtlichen Bevölkerung beteiligt, aber sie sind ein wesentlicher Bestandteil dieser destruktiven Entwicklung", sagte Philip Seufert von FIAN International. Die Investoren profitierten direkt von Bodenspekulationen und steigenden Grundstückspreisen. Die Landnahme selbst erfolge meist durch lokale Akteure, ergänzte Isolete Wichinieski von der brasilianischen Organisation Comissao Pastoral da Terra.

Laut der Studie werden in Matopia - einer 73 Millionen Hektar großen Fläche in den brasilianischen Bundesstaaten Maranhao, Tocantins, Piaui und Bahia - ganze Gemeinden vertrieben. Böden und Gewässer würden durch Agrarchemikalien verunreinigt, viele Menschen verlören ihre Existenz und wanderten in die Slums der Städte ab. Zugleich nehme die Gewalt gegen kommunale Aktivisten zu: Im vergangenen Jahr seien in Brasilien 70 Menschenrechtler getötet worden, so FIAN.

Die Heimatstaaten der Pensionsfonds - darunter Deutschland - hätten es versäumt, Umwelt und Menschenrechte wirksam zu schützen, kritisieren die Helfer. Die Regierungen setzten auf freiwilliges Engagement der Investoren. Vielmehr brauche es eine staatliche Regulierung von Auslandsinvestitionen, mahnte Roman Herre von FIAN Deutschland. "Eigentlich wäre es die Aufgabe deutscher Behörden, Untersuchungen zu den menschenrechtlichen Risiken solcher Auslandsinvestitionen durchzuführen."

KNA

04.07.2018 - Ausland