Fehler bei Missbrauchsaufarbeitung

Limburger Generalvikar Rösch zurückgetreten

Wolfgang Rösch tritt als Generalvikar des Bischofs von Limburg zurück. Der 63-Jährige bat Bischof Georg Bätzing, ihn vom Amt des Generalvikars zu entpflichten. Der Bischof entsprach dieser Bitte mit sofortiger Wirkung. Neuer Generalvikar in Limburg ist Wolfgang Pax.

Hintergrund ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der Bischof bei einem externen Juristen beauftragt hatte. Es sollte geklärt werden, ob Rösch bereits 2015 Kenntnis über Vorwürfe übergriffigen Verhaltens des verstorbenen Priesters Christof May gegenüber erwachsenen Personen hatte. „Ich erfuhr 2015 von den Vorwürfen gegen Christof May und habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese zu klären. Damals habe ich ein gemeinsames Gespräch mit einer betroffenen Person und dem Beschuldigten geführt. Das war ein Fehler. Dieses gemeinsame Gespräch konnte der betroffenen Person nicht gerecht werden. Ich ging zudem nach dem Gespräch fälschlicherweise davon aus, dass die Beschuldigung gegenstandslos sei“, schreibt Rösch in einem Brief an die Mitarbeiter der Diözese.

Dies habe dazu geführt, dass er Bischof Bätzing vor der Berufung Mays zum Regens und Bischofsvikar nicht auf die Vorwürfe hingewiesen habe. Auch dies sei ein Fehler gewesen. „Die Ergebnisse des Juristen liegen jetzt vor und haben mir deutlich gemacht, dass ich Fehler gemacht habe. Dafür ziehe ich persönlich Konsequenzen, indem ich um Entpflichtung vom Amt des Generalvikars gebeten habe“, schreibt Rösch weiter. „Ich bitte alle, die durch mein Fehlverhalten getroffen und verletzt sind, um Verzeihung."

Mit Blick auf das Ergebnis des Untersuchungsberichts dankte der Bischof Wolfgang Rösch für die Bitte um Entpflichtung. „Es ist wichtig, dass aus neuen Erkenntnissen auch Konsequenzen gezogen werden. Ich habe Respekt dafür, dass er Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln übernimmt“, sagte Bischof Bätzing in einer Stellungnahme zum Wechsel an der Bistumsspitze. Er dankte ihm für das vertrauensvolle Miteinander, für sein Wirken als Generalvikar an der Seite des Bischofs, für den gesamtheitlichen Blick auf das Bistum, für die Regelungen und Standards, die er in Kraft gesetzt, angeregt und in Umsetzung gebracht hat.

Als Generalvikar habe sich Rösch für einen Kulturwandel in der Kirche stark gemacht und entsprechende Veränderungsprozesse mit initiiert. So habe er an der Rahmensetzung für das Projekt „Betroffene hören – Missbrauch verhindern“ mitgearbeitet und die Umsetzung der mehr als 60 Maßnahmen der Veränderung mitgetragen. „Ich habe immer gerne mit anderen Zukunft gestaltet, aber auch in schwierigen Situationen und Zeiten in unserem Bistum Themen angepackt. Dieser Aufgabe habe ich mich gerne gestellt und möchte es auch künftig, in welcher Funktion auch immer, tun“, sagte Rösch.

Zu seinem neuen Generalvikar und damit zum Chef der bischöflichen Verwaltung mit rund 1.500 Mitarbeitenden ernannte der Bischof Wolfgang Pax. Der 64-Jährige ist vielen im Bistum und im Bischöflichen Ordinariat bestens bekannt, da er bereits verschiedene Leitungsämter und Aufgaben innehatte. Pax stammt aus Bad Iburg im Landkreis Osnabrück. Er studierte Theologie in Sankt Georgen in Frankfurt und in Münster. Nach seiner Priesterweihe wirkte er als Kaplan, Jugendpfarrer und Bezirksvikar. Von 1996 bis 2005 leitete er das Dezernat Jugend im Bischöflichen Ordinariat und war Diözesanjugendpfarrer. Von 2000 bis 2005 war er zudem bischöflicher Beauftragter für den Prozess „Sparen und Erneuern“.

Im Jahr 2006 wurde er Dompfarrer in Limburg. 2007 promovierte ihn die Ludwig-Maximilians-Universität in München im Bereich der Wirtschafts- und Organisationspsychologie mit einer Arbeit über „Führung in der Kirche“. Seit August 2010 leitet er das Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen. Pax war auch vier Jahre bis 2022 Bischofsvikar für den synodalen Bereich und steht seit 5. März 2022 als Domdekan dem Limburger Domkapitel vor.

„Ich bin Wolfgang Pax sehr dankbar dafür, dass er sich der neuen Aufgabe als Generalvikar stellt. Ich weiß, wie engagiert er im Kommissariat an der Schnittstelle Kirche und Politik arbeitet. Sich trotzdem nun der großen Verantwortung und den damit verbundenen hohen Erwartungen eines Generalvikars zu stellen, zeigt mir seine Verbundenheit mit dem Bistum Limburg und auch mit mir als Bischof“, sagte Bätzing.

Wolfgang Rösch wurde im Oktober 2013 Generalvikar. Damals wurde Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Zeit außerhalb der Diözese gewährt und Rösch vom Apostolischen Stuhl als Generalvikar eingesetzt. Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator im Bistum Limburg, ernannte ihn 2014 zu seinem ständigen Vertreter und Bischof Georg Bätzing im September 2016 erneut zum Generalvikar. 

pbl

25.04.2023 - Bistum , Missbrauch , Personalien