Nach Jahren in der Todeszelle

Medien: Asia Bibi aus Pakistan ausgereist

Die Ende Januar vom Vorwurf der Lästerung gegen den Islam freigesprochene Katholikin Asia Bibi befindet sich nach Medieninformationen nicht mehr in Pakistan. „Asia Bibi hat das Land verlassen. Sie ist frei und freiwillig ausgereist“, zitierten am Mittwoch Medien der Dawn-Gruppe einen Vertreter des Außenministeriums in Islamabad. Der namentlich nicht genannte Informant habe keine Angaben über den neuen Aufenthaltsort der Christin gemacht, die jahrelang in der Todeszelle inhaftiert war. Eine offizielle Bestätigung der Ausreise Asia Bibis gibt es bisher nicht. Spekulationen zufolge könnte sie nach Kanada ausgereist sein, wo ihre Töchter bereits leben.

Asia Bibi war 2009 auf Basis des pakistanischen Blasphemiegesetze in ihrem Heimatort in der Region Punjab festgenommen worden. Muslimische Frauen hatten die christliche Landarbeiterin beschuldigt, durch das Trinken aus demselben Gefäß das Wasser verunreinigt und anschließend den Propheten Mohammed beleidigt zu haben.

Bibi bestritt die Vorwürfe, wurde aber verhaftet und im November 2010 in erster Instanz zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Oktober 2014 bestätigte ein Berufungsgericht das Urteil; im Juli 2015 setzte der Oberste Gerichtshof die Todesstrafe aus und machte damit den Weg frei für eine erneute Anhörung. Diese verzögerte sich immer wieder, endete aber letztlich Ende Oktober 2018 mit einem Freispruch.

Nach dem Urteil verlangten Islamisten mit gewaltsamen Protesten eine Vollstreckung der Todesstrafe. Die pakistanische Regierung sagte daraufhin zu, Bibi keine Ausreise zu genehmigen, bis das Oberste Gericht über eine etwaige Revision des Freispruchs befinden werde. Am 29. Januar bestätigten die Richter den Freispruch.

Seither wird über ihre Ausreise spekuliert. Anfang April hatte Pakistans Premierminister mitgeteilt, entgegen anderslautenden Berichten sei Bibi noch immer im Land, „weil es ein paar Komplikationen“ gebe, über die er nicht in den Medien sprechen wolle. Bibi sei aber in Sicherheit und werde „innerhalb von Wochen“ aus Pakistan ausreisen können, sagte Regierungschef Imran Khan dem britischen Sender BBC.

Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen, auf das die Todesstrafe steht. In der Praxis werden unter Blasphemie nur verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden.

KNA