"Heute schon die Welt verändert?"

Misereor und Kirche in Indien starten gemeinsame Fastenaktion

Bei der Vollversammlung der Indischen Bischofskonferenz haben Misereor-Bischof Stephan Burger und Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel die Bedeutung der gemeinsamen Fastenaktion 2018 hervorgehoben. „Die Beschränkung auf die eigenen Interessen der Nationalstaaten ist schädlich und muss überwunden werden: 'Germany first' und 'India first' - das kann nicht funktionieren“, sagte Spiegel am Wochenende vor rund 200 Bischöfen im südindischen Bangalore.

Seine Besuche in zahlreichen Projekten des katholischen Hilfswerks in Indien habe ihm die Not vieler Menschen drastisch vor Augen geführt, ergänzte Burger. Umso wichtiger seien gemeinsame Anstrengungen gegen Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung: „Wir wissen, dass die Nöte vieler Menschen in Indien und in den Ländern des Südens auch zu Nöten der Länder des Nordens werden können.“

Der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Kardinal Baselios Cleemis, hob im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hervor, dass die Menschen in Indien längst nicht mehr passive Hilfsempfänger seien: „Misereor und die Kirche haben sie dabei unterstützt, selbst die entscheidenden Akteure zu sein, die ihre eigene Lebenssituation und die der ganzen Gesellschaft verbessern.“

Die Arbeit von Misereor „sollte nie nur eine Aktion des materiellen Gebens der deutschen Katholiken sein“, ergänzte Burger: „Sie muss immer auch den Blick des gegenseitigen Lernens und der Offenheit für die Lebensrealität aller weltweit umfassen.“

Zum 60. Geburtstag des weltweit größten katholischen Entwicklungshilfswerks haben Misereor und die Kirche in Indien erstmals eine gemeinsame Fastenaktion organisiert, die am 18. Februar in München eröffnet wird. Unter dem Motto „Heute schon die Welt verändert?“ soll es in beiden Ländern darum gehen, wie Christen - auch durch Änderungen ihres eigenen Lebensstils - für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz sorgen können.

Von dieser Aktion, so Kardinal Cleemis weiter, müsse die Botschaft an die ganze Welt ausgehen, „dass wir alle gemeinsam viel erreichen können für Menschenwürde und Menschenrechte und für ein besseres Leben, wenn wir nicht nur unsere nationalen Eigeninteressen im Sinn haben“.

Burger und Spiegel erinnerten zudem an die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, der dort unter anderem gesagt hatte: „Die Ursachen von Armut und Umweltzerstörung kann ein Land nicht allein überwinden.“

Das Überleben der Menschheit und des Planeten sei gefährdet ohne einen radikalen Wandel der dominierenden Lebens- und Produktionsstile, so Spiegel. In den Hilfsprojekten werde deutlich, dass der, der das Leben anderer achtet, auch sein eigenes Leben voranbringt - „getreu einem tamilischen Sprichwort: Wenn du dich um Essen für alle Kinder des Dorfes kümmerst, wird auch dein eigenes Kind satt.“

KNA

06.02.2018 - Weltkirche