Nach Brand in Moria

Kirchen fordern Hilfe für Flüchtlinge

Nach dem Brand im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fordern Kirchenvertreter rasche Hilfe für die Flüchtlinge. Zugleich übten sie am Mittwoch Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sprach von einer "Katastrophe mit Ansage". Die mit Lagern wie Moria verfolgte "Politik der Abschreckung" gehe auf Kosten der Menschlichkeit, kritisierte der Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz.

In der Nacht zum Mittwoch war das für 3.000 Menschen ausgelegte Lager nahezu komplett niedergebrannt. Wie es zu dem Feuer kam, ist noch unklar. Zuletzt lebten rund 12.000 Flüchtlinge in und um Moria.

Schon seit Langem sei die Situation der Schutzsuchenden auf den ägäischen Inseln und vor allem im überfüllten Lager Moria unerträglich gewesen, betonte Heße. "Deshalb gab es aus Kirche und Zivilgesellschaft immer wieder deutliche Appelle, die humanitäre Krise an den EU-Außengrenzen zu überwinden und für eine menschenwürdige Aufnahme der Schutzsuchenden zu sorgen."

Die Bilanz sei ernüchternd, sagte der Flüchtlingsbischof. "Allen Appellen, Initiativen und Warnungen zum Trotz: Passiert ist bislang erschreckend wenig." Das grundlegende Problem des Hotspots Moria sei nicht angegangen worden. "Stattdessen gab und gibt es auf Ebene der Bundesregierung und der EU-Kommission sogar das Bestreben, das gescheiterte Hotspot-System auszuweiten und künftig nahezu alle Asylverfahren an den Außengrenzen durchzuführen. Davor kann angesichts der Situation auf den griechischen Inseln nur gewarnt werden."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte eine schnelle und dauerhafte Hilfe für die Betroffenen. "Seit langer Zeit ist auf die schlimmen Zustände in dem Lager hingewiesen und Abhilfe gefordert worden. Trotzdem durften nur wenige Menschen das Lager verlassen", schrieb der evangelische Landesbischof am Mittwoch auf Facebook. "Die vollständige Überfüllung ist geblieben."

Ähnlich äußerte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). "Viel zu lange haben wir in ganz Europa weggeschaut", erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. "Jetzt darf es keinen längeren Aufschub geben, der auf eine gesamteuropäische Lösung wartet." Der ZdK-Präsident regte an, Flüchtlinge auf in nahe gelegenen Häfen liegenden Kreuzfahrtschiffe unterzubringen und sie dort auch medizinisch zu versorgen.

KNA

09.09.2020 - Bischöfe , Flüchtlinge , Politik