Nach Köln-Gutachten

Auch Weihbischof Puff lässt Ämter ruhen

Nach der Vorstellung eines belastenden Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln ist ein weiterer Weihbischof von seinen Aufgaben freigestellt. Ansgar Puff (65) habe Erzbischof Rainer Maria Woelki um diesen Schritt gebeten, erklärte das Erzbistum am Freitag. Laut Gutachten soll Puff in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum zwischen 2012 und 2013 in einem Fall gegen die Aufklärungspflicht verstoßen haben.

Puff ist laut Erzbistum vorläufig bis zur Klärung der Umstände beurlaubt. Woelki wolle so eine sachgerechte Bewertung der benannten Pflichtverletzung ermöglichen.

In dem Fall geht es laut Gutachten um einen Betroffenen, der etwa im Zeitraum zwischen 1963 und 1966 von einem Priester missbraucht wurde. Da die Mutter als Haushaltshilfe für den Geistlichen arbeitete, schwieg sie über die Taten. 2013 wurde dem Erzbistum der Verdacht über den Bruder des Betroffenen bekannt. Personalchef Puff bot dem Mann ein Gespräch an - wiederum über seinen Bruder, da ein direkter Kontakt nicht bestand, wie Puff zu Protokoll gab. Der Betroffene lehnte dieses Angebot ab.

Puff habe den damaligen Generalvikar und heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) mündlich über den Fall informiert, wie er sagte. Weil es sich um Behauptungen Dritter handelte - nämlich des Bruders - und weil ein direktes Gespräch mit dem Betroffenen nicht möglich gewesen sei, verzichtete Puff darauf, den beschuldigten Geistlichen zu befragen. Ein Fehler, wie die Gutachter feststellen. Puff hätte mit dem Beschuldigten sprechen müssen. Zudem hätte Heße eine kirchenrechtliche Voruntersuchung einleiten und die damalige Justiziarin des Erzbistums die Staatsanwaltschaft informieren müssen.

Das Gutachten, das am Donnerstag vorgestellt wurde, hält in insgesamt 75 von 236 ausgewerteten Aktenvorgängen eine Pflichtverletzung durch Bistumsverantwortliche fest. Die Amtsträger gingen zum Beispiel einem Verdacht nicht nach oder sanktionierten strafbares Verhalten nicht. In keinem einzigen Fall ging es um Strafvereitelung im strafrechtlichen Sinn.

Zu den Beschuldigten zählen unter anderen Erzbischof Heße, der früher Personalchef und Generalvikar in Köln war, sowie der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53), ebenfalls ein ehemaliger Generalvikar. Beide boten noch am Donnerstag Papst Franziskus ihren Rücktritt an. Damit ziehen erstmals ranghohe Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland persönliche Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal. Erzbischof Woelki hatte zudem den Kölner Offizial Günter Assenmacher (69) beurlaubt.

Weitere Beschuldigte sind der frühere Generalvikar Norbert Feldhoff (81), der im Ruhestand lebt, der verstorbene Erzbischof Joseph Höffner (1906-1987) und vor allem der verstorbene Erzbischof Joachim Meisner (1933-2017).

Am kommenden Dienstag will sich das Erzbistum zu weiteren Konsequenzen äußern. Um das Gutachten hatte es einen monatelangen Streit gegeben. Eine erste Untersuchung einer anderen Kanzlei wollte Kardinal Woelki nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen, weil er es für fehlerhaft hält.

KNA