Fragwürdige Spendenaktionen

Namibia will gegen Kommerz-Kirchen vorgehen

Namibias Regierung will künftig härter gegen gewinnorientierte Kirchen vorgehen. "Solche Institutionen werden sich als Steuerzahler registrieren und jährlich eine Einkommenserklärung abgeben müssen", zitierte die Tageszeitung "New Era" am Donnerstag Namibias Finanzminister Calle Schlettwein. Der Schritt folgt auf jüngste Spendenaktionen umstrittener Freikirchen.

Laut Schlettwein seien in jüngster Zeit etliche Organisationen aus dem Boden gesprossen, die unter dem Deckmantel von Kirchen, Bildungs- oder Wohltätigkeitsorganisationen Geld verdienten. Diese Einrichtungen sind in Namibia steuerbefreit. Bereits in der Vergangenheit hatte der deutschnamibische Politiker der Regierungspartei Swapo betont: "Wenn Geld für einen wohltätigen Zweck fließt, muss es einen Beweis dafür geben, dass es der Gemeinschaft zugutekommt."

Dem Medienbericht zufolge hat eine Kirche in der Nähe der Hauptstadt Windhoek jüngst einen Kurs über "finanzielle Unabhängigkeit" angeboten. Für die Teilnahme mussten die Bewohner des Townships Katutura den Angaben zufolge umgerechnet je 14 Euro zahlen. In einem weiteren Fall habe eine Kirche einen "Propheten" aus Südafrika einfliegen lassen, berichtete "The Namibian". Bei dem Galadinner mit dem umstrittenen Kirchenführer seien mehrere Millionen Namibia-Dollar erwirtschaftet worden. "Wir wollen wissen, woher das Geld kommt und wer davon profitiert", so Schlettwein.

Mit dem Vorgehen gegen den Kirchensektor folgt Namibia seinem Nachbarland Südafrika. Dort hatte die Steuerbehörde Sars im Januar angekündigt, religiöse Organisationen zu überprüfen, um deren zunehmende Kommerzialisierung zu bekämpfen. Zuletzt hatten dort etliche Freikirchen und selbsternannte Propheten für Schlagzeilen gesorgt. In einem Fall etwa hatte eine Pfingstkirche Kreditkartenmaschinen in den Kirchenbänken installiert, um effektiver Spenden zu sammeln.

KNA

09.03.2018 - Ausland