Mit Kritik der Caritas

Neuer Heimatschutz-Wehrdienst gestartet

Die ersten Freiwilligen im neuen Heimatschutz-Dienst der Bundeswehr haben am Dienstag ihre Ausbildung begonnen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wies Kritik zurück, man würde damit in Konkurrenz zu anderen Freiwilligendiensten treten: "Wir nehmen mit diesem Freiwilligendienst niemandem etwas weg", sagte sie in Berlin. Der Dienst im Heimatschutz richte sich an eine spezielle Gruppe, die sich für die Bundeswehr interessierte, aber keinen normalen Dienst leisten wolle, der auch Auslandsverpflichtungen mit sich bringe.

Insgesamt sollen in diesem Jahr mehr als 1.000 Stellen in 30 Einheiten in ganz Deutschland besetzt werden. In diesem Quartal starten nach Angaben der Bundeswehr zunächst rund 350 Menschen in den neuen Dienst. Rund 9.000 Menschen haben demnach bislang ihr Interesse daran bekundet.

Die Freiwilligen bekommen eine soldatische Ausbildung, bestehend aus drei Monaten Grundausbildung und einer anschließenden Spezialausbildung. Anschließend sollen die Absolventen innerhalb von sechs Jahren fünf Monate Reservedienst ableisten und etwa bei Katastrophen, schweren Unglücken oder in der Pandemiebekämpfung helfen. Dabei soll eine Verwendung im regionalen Umfeld ermöglicht werden. Auslandseinsätze sind nicht vorgesehen.

Die Caritas übte indes deutliche Kritik an dem freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz: "Die Bundeswehr sollte es als das bezeichnen, was es ist: Es ist eine Art Schnupperkurs für die Bundeswehr", sagte der Präsident des katholischen Wohlfahrtsverbands, Peter Neher, dem ARD-Hauptstadtstudio. "Freiwilligendienste sind das Vorrecht der Zivilgesellschaft, nicht des Staates."

Neher pocht stattdessen darauf, die bereits bestehenden Freiwilligendienste wie das Soziale Jahr, das Ökologische Jahr und den Bundesfreiwilligendienst zu stärken. Einen - noch dazu deutlich besser bezahlten - neuen zu schaffen, sei "blinder Aktionismus", findet der Caritas-Präsident.

Die Verteidigungsministerin erklärte, die Bezahlung richte sich nach dem Soldatengesetz. Kramp-Karrenbauer verwahrte sich zudem gegen die Annahme, Freiwillige würden ihr Engagement danach ausrichten, wo sie mehr verdienten. Dies würde dem Einsatz von Hunderttausenden gerade jungen Menschen nicht gerecht. Gerade sie seien von dem getrieben, was ihnen am Herzen liege.

Wenn der neue Dienst aber eine Debatte über bessere Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement auslöse, sei dies umso besser, meinte die Ministerin. Sie bekräftigte noch einmal ihren Wunsch nach einem verpflichtenden Jahr für Deutschland. Eine Diskussion darüber sei in jedem Fall lohnend.

Es sei ein Fehler gewesen, den Begriff "Heimat" in der Vergangenheit einfach den Rechten zu überlassen, die damit Missbrauch trieben, erklärte Kramp-Karrenbauer weiter. "Es wird Zeit, dass wir diesen Begriff wieder in die demokratische Mitte holen und dass wir ihn zurückerobern." Zur Heimat gehörten in Deutschland ganz sicherlich Freiheit, Demokratie und Vielfalt. Die Bundeswehr habe sich dazu verpflichtet, diese zu schützen.

KNA

07.04.2021 - Gesellschaft , Hilfswerke , Politik