Kritik von zwei Kardinälen

Offener Brief zum Anti-Missbrauchsgipfel im Internet publiziert

Kurz vor Beginn des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan ist im Internet ein Offener Brief veröffentlicht worden, der zwei Kardinälen zugeschrieben wird. Das Schreiben wendet sich gegen die These von Papst Franziskus, Klerikalismus sei die Hauptursache sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. "Aber die wahre Ursache dafür ist nicht Machtmissbrauch durch Priester, sondern Abkehr von der Wahrheit des Evangeliums", heißt es in dem Schreiben. Als Verfasser angegeben sind der US-Kardinal Raymond Leo Burke (70) und der emeritierte deutsche Kardinal Walter Brandmüller (90).

Widerspruch gegen das "natürliche und göttliche Sittengesetz" sei "in Wahrheit die Wurzel jenes Übels, das gewisse Kreise der Kirche korrumpiert", heißt es. In dem an die Leiter der Bischofskonferenzen weltweit gerichteten Brief wird gefordert, angesichts der Krise nicht nur Kindesmissbrauch als Ursache auszumachen, sondern auch "das umfassendere Übel homosexueller Netzwerke".

Burke und Brandmüller gehören zu den vier Kardinälen, die im Sommer 2016 kritische Anfragen ("Dubia") an Papst Franziskus zu dessen Schreiben "Amoris laetitia" über Ehe und Familie richteten. Im nun veröffentlichten Schreiben wird darauf hingewiesen, dass der Papst darauf bisher nicht geantwortet habe. Dies wird als "Ausdruck einer allgemeinen Krise des Glaubens" gedeutet. Die Teilnehmer des Anti-Missbrauchsgipfels werden in dem Offenen Brief aufgefordert, die "unverkürzte Lehre der Kirche" zu bezeugen.

Papst Franziskus hat von Donnerstag bis Sonntag im Vatikan ein weltweites Treffen zu Missbrauch und Kinderschutz in der katholischen Kirche einberufen. An der Konferenz nehmen die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen, einschließlich unierter Ostkirchen, sowie 22 männliche und weibliche Ordensobere teil. Außerdem sind die Leiter von 14 Vatikan-Behörden sowie einzelne Missbrauchsopfer aus allen Erdteilen beteiligt.

KNA

20.02.2019 - Bischöfe , Missbrauch , Vatikan