500 Jahre Hadrian VI.

Papst empfängt deutschsprachiges Kolleg

Der Papst hat Mitglieder des deutschsprachigen Kollegs der Anima in Rom aufgerufen, als Seelsorger zu Vergebung bereit und barmherzig zu sein. Ein guter Priester müsse "in seinen Beziehungen barmherzig sein, ein Mann des Friedens und der Gemeinschaft", sagte Franziskus am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Kolleg Santa Maria dell'Anima. Daran nahmen neben dem Rektor Michael Max 24 Studenten des Kollegs und drei Ordensfrauen teil.

Um Eintracht und Versöhnung zu fördern, sei vor allem das Bußsakrament sehr wichtig, betonte Franziskus. "Das bedeutet, dem Beichtehören Zeit zu widmen; es gut zu machen, mit Liebe, Weisheit und großer Barmherzigkeit." Anlass der Audienz war das diesjährige Jubiläum der Wahl von Papst Hadrian VI. vor 500 Jahren am 9. Januar 1522.

Der vorletzte Papst aus dem deutschen Sprachraum stammte aus dem heute niederländischen Utrecht und saß von 1522 bis zu seinem Tod 1523 auf dem Stuhl Petri. Der letzte nicht-italienische Papst vor Johannes Paul II. (1978-2005) ist in der Kirche Santa Maria dell'Anima nahe der Piazza Navona bestattet. In seinem kurzen Pontifikat habe er sich "vor allem um Versöhnung in Kirche und Welt bemüht", sagte Franziskus. Auch wenn ihm stellenweise kein Erfolg vergönnt gewesen sei, sei er doch ein "furchtloser und unermüdlicher Arbeiter für Glauben, Gerechtigkeit und Frieden" gewesen.

Der Wahl Hadrians soll nach Ostern mit einem Symposium und einem Festgottesdienst gedacht werden. Zu der Messe am 24. April in Santa Maria dell'Anima würden die Botschafter beim Heiligen Stuhl aus den Niederlanden, Belgien, Österreich und Deutschland erwartet, sagte Max nach dem Treffen bei Franziskus. Am Freitag zuvor gebe es ein Symposium zu Leben und Werken von Adriaan Floriszoon Boeyens, dem späteren Hadrian VI.

Das Päpstliche Institut Santa Maria dell'Anima kümmert sich um die deutschsprachige Pfarr- und Pilgerseelsorge in Rom sowie um die Führung eines Priesterkollegs. Hier studieren derzeit rund zwei Dutzend Priester aus den Ländern des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Aktuell stammen sie aus zehn Ländern. Rektor der deutschsprachigen Kirchengemeinde und des Priesterkollegs, der "Anima", ist seit 2020 der gebürtige Salzburger Max (52).

Um die Geschichte des Kollegs im 20. Jahrhundert weiter aufzuarbeiten, wolle man Ende April eine Kooperation mit dem US Holocaust Memorial Museum in Washington vereinbaren, sagte Max der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei geht es um den langjährigen Anima-Rektor Alois Hudal (1885-1963). Der aus Graz stammende Geistliche ist wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus als Fluchthelfer von NS-Verantwortlichen und Kriegsverbrechern nach dem Weltkrieg sehr umstritten. Mit der Kooperation wolle man Hudals "Nähe und Distanz zum Nationalsozialismus gut aufarbeiten", sagte Max.

KNA

08.04.2022 - Deutschland , Papst , Seelsorge