"Entscheidende Maßnahmen ergreifen"

Papst fordert in Bangladesch ein Ende des Rohingya-Konflikts

Ein Besuch am Nationaldenkmal, das Treffen mit dem Präsidenten und ein politischer Appell standen am ersten Besuchstag von Papst Franziskus in Bangladesch auf dem Programm. In der Hauptstadt Dhaka rief er am Donnerstag zum Frieden zwischen den Religionen auf und forderte eine Lösung des Konflikts um die muslimischen Rohingya.

Die internationale Gemeinschaft müsse „entscheidende Maßnahmen im Hinblick auf diese ernste Krise“ ergreifen, sagte Franziskus bei einer Rede vor Politikern und Diplomaten am Sitz von Präsident Abdul Hamid. Es gehe auch um finanzielle Hilfen für Bangladesch, das viele aus dem Nachbarland Myanmar geflohene Rohingya aufgenommen hat. Allerdings verwendete Franziskus, wie zuvor in Myanmar, nicht die Bezeichnung „Rohingya“. Er sprach von „Flüchtlingen aus dem Rakhine-Staat“, was das gleiche meint. Der Papst dankte Bangladesch für die Aufnahme der Flüchtlinge.

Vertreter der Minderheit, deren Angehörige zu einem großen Teil vor Angriffen der myanmarischen Armee ins benachbarte muslimisch geprägte Bangladesch geflohen sind, werden am Freitag an einem interreligiösen Friedenstreffen mit dem Papst teilnehmen. „In einer Welt, in der die Religion oft - es ist skandalös - missbraucht wird, um Spaltung zu schüren, ist ein solches Zeugnis für ihre Versöhnung und Einheit stiftende Kraft mehr denn je notwendig“, sagte Franziskus.

Mit Blick auf die Katholiken in Bangladesch, eine Minderheit von 0,24 Prozent, dankte Franziskus für die Freiheit, den eigenen Glauben leben zu können. Er machte sich stark für einen „ehrlichen Dialog“ und die „Achtung der legitimen Verschiedenheit“, die Spaltungen überwinde.

Franziskus war am frühen Nachmittag (Ortszeit) aus Myanmar kommend in Dhaka gelandet und vom Präsidenten empfangen worden. Vor seinem Abflug hatte er in Rangun noch eine Messe mit Jugendlichen gefeiert. Nach der Landung besuchte er zunächst das „Denkmal der Märtyrer der Nation“ und ehrte dort mit einem Kranz die Opfer des Unabhängigkeitskriegs 1971. Dort trug er sich auch ins Kondolenzbuch ein und pflanzte einen Baum.

Anschließend begab sich Franziskus zum „Bangabandhu Memorial Museum“; es erinnert an den „Vater der Nation“ (Bangabandhu) genannten Politiker Sheik Mujibur Rahman, der während des Krieges am 15. August 1971 erschossen worden war. Seine Tochter, Hasina Wajed, ist heute Premierministerin von Bangladesch. Nach dem Besuch an den Denkmälern begab sich Papst Franziskus in den Präsidentenpalast zu einem Gespräch mit Abdul Hamid unter vier Augen.

Franziskus hält sich bis Samstag in Bangladesch auf. Die 21. Auslandsreise des Papstes ist die siebte nach Asien. 1986 hatte bereits Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Bangladesch besucht. Papst Paul VI. (1963-1972) besuchte 1970 Dhaka, das damals noch in Ostpakistan war.

KNA

01.12.2017 - Diskriminierung , Papst