Zur Reformdebatte in Deutschland

Positives Echo auf Papstbrief

Das Papstschreiben zur kirchlichen Reformdebatte in Deutschland hat ein überwiegend positives Echo ausgelöst. Bischöfe und Vertreter katholischer Laien lobten den am Wochenende veröffentlichten Brief in teils gemeinsamen Reaktionen als Ermutigung und Wertschätzung. Mit Blick auf den „synodalen Weg“ hieß es dagegen aus dem Bistum Regensburg, es könne nun kein „Weiter so“ geben. Der Brief von Franziskus ist das erste vergleichbare Papstschreiben an die Kirche in Deutschland seit rund 20 Jahren.

In dem Text lobt er das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an. Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein. In dem 28-seitigen Schreiben „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ macht der Papst grundsätzlich Mut zum geplanten synodalen Prozess. Die Katholiken dürften sich durch den zunehmenden Verfall des Glaubens auch in traditionell katholischen Gebieten nicht entmutigen lassen.

„Wir danken dem Heiligen Vater für seine orientierenden und ermutigenden Worte und sehen uns als Bischöfe und Laienvertreter eingeladen, den angestoßenen Prozess in diesem Sinn weiterzugehen“, erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Thomas Sternberg.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte, dass der Papst nichts beschönige und auf den Vorrang der Evangelisierung Wert lege. Ähnlich äußerten sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und weitere Bischöfe. Kirche müsse missionarisch sein. Der Münsteraner Bischof Felix Genn hob hervor, der Papst ermutige, den „synodalen Prozess“ gemeinsam zu gehen und „auch Auseinandersetzungen nicht zu scheuen“.

Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs erklärte mit Blick auf den „synodalen Prozess“, dass es nach dem Brief „sicher“ kein „Weiter so“ geben könne. „Eigentlich drängt der Brief auf eine komplette Neufassung eines solchen Prozesses, der auf Evangelisierung und geistliche Erneuerung ausgerichtet sein soll“.

Franziskus warnt in dem Schreiben davor, die Kirche als Organisation zu verstehen, die man allein über Strukturdebatten verändern könnte. Weder eine Anpassung an den Zeitgeist noch eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten dürften den Reformprozess bestimmen, betont der Papst. Notwendig sei, „einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes“ zu beschreiten: „Evangelisieren bildet die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche.“

Mit Blick auf das Verhältnis der Kirche in Deutschland zur Gesamtkirche und den von den deutschen Bischöfen eingeleiteten „verbindlichen synodalen Weg“ unterstreicht der Papst, Teilkirchen und Weltkirche lebten voneinander und seien aufeinander angewiesen. Das bedeute nicht, dass man nicht voranschreiten oder ändern könnte. Wichtig sei aber die Perspektive, Teil eines Ganzen zu sein und die Einheit zu wahren.

KNA

01.07.2019 - Bischöfe , Deutschland , Papst