Lage in Afghanistan:

Parteien bestürzt über Vormarsch der Taliban

Die Parteien im Bundestag haben sich bestürzt über die Machtübernahme der Taliban in der afghanischen Stadt Kundus gezeigt. "Meine Gedanken sind bei den mutigen Frauen Afghanistans, die jetzt wieder unter das Terror-Regime der Taliban kommen und das Schlimmste zu befürchten haben", sagte der ehemalige Grünen-Chef Cem Özdemir der Zeitung.. "Es ist zynisch, wenn hier und da zu hören ist, die Taliban seien gemäßigter geworden. Es sind immer noch dieselben Barbaren, die Frauen hassen und verachten und Kindern ihr Grundrecht auf Bildung vorenthalten."

Özdemir gab allerdings auch zu bedenken, dass die Bundeswehr vor dem Hintergrund des Abzugs der US-Truppen nicht länger in Afghanistan habe bleiben können. Weiter sagte der Grünen-Politiker, die Präsidenten Russlands, Chinas und der Türkei stünden zu ihren "korrupten Verbrecherfreunden" in der Welt. "Der Westen dagegen lässt die Menschen im Stich, die sich auf ihn verlassen haben. Wenn Afghanistan wieder ein Hort des Islamismus wird, soll bitte niemand überrascht sein."

Zu der Frage einer potenziellen Änderung der Flüchtlingslage in Afghanistan sagte Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU), eine "fortlaufende Aktualisierung des Asyllageberichts für Afghanistan" mache Sinn. Sollte sich etwas grundlegend wandeln, brauche es eine gemeinsame Antwort "der Weltgemeinschaft auf eine Fluchtwelle".

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, bezeichnete den Vormarsch der Taliban als "entsetzlich" und forderte die Bundesregierung dazu auf, auf eine Sondersitzung der Vereinten Nationen zu drängen.

Die Sprecherin für Abrüstungspolitik der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, sagte, mit der Eroberung von Kundus sei "die Niederlage der Bundeswehr-Intervention im Rahmen des Nato-Kriegs besiegelt". Dass deutsche Ausrüstung in Kundus für die afghanische Polizei und Armee den Taliban nun in die Hände falle, belege eindrucksvoll das Scheitern des deutschen "State Buildings".

Die AfD-Fraktion forderte die Bundesregierung dazu auf, auch offiziell mit den Taliban zu sprechen. Dies sei der "richtige Weg, um vielleicht dazu beizutragen, umfangreiche Racheakte und Flüchtlingsbewegungen wenigstens in Grenzen zu halten", sagte der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Armin-Paulus Hampel.

KNA

09.08.2021 - Ausland , Militär , Terror