Medizinische Notfälle

Patienten in Not sollen künftig besser versorgt werden

Patienten in Deutschland sollen in medizinischen Notfällen an Krankenhäusern künftig schneller und effektiver versorgt werden. Dafür sollen flächendeckend integrierte Notfallzentren (INZ) in den Krankenhäusern sowie integrierte Leitstellen (ILS) für telefonische Notrufe aufgebaut werden. Entsprechende Empfehlungen gab die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eingerichtete "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung".

Seit Jahren ringen Politik und Gesundheitssystem um eine Reform der Notfallversorgung. Wegen einer zunehmenden Anzahl von Patienten klagen die Notaufnahmen der Krankenhäuser über Überlastung. Auch die Rettungsdienste fordern dringend eine bessere Steuerung von Patienten. Das Bündnis pro Rettungsdienst warnte im Dezember, die Notfallrettung laufe Gefahr, zusammenzubrechen.

Lauterbach erklärte, vorhandene Strukturen müssten aufgebrochen werden. "Das Krankenhaus muss im Notfall nicht immer die erste Adresse sein. Aber es muss im Notfall schnelle Hilfe anbieten können." Konkret schlägt die Kommission einen flächendeckenden Aufbau von integrierten Leitstellen (ILS) vor, die rund um die Uhr erreichbar und erste Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden sein sollen. Hilfesuchende, die sich in einem Notfall an den Rettungsdienst (112) oder an den kassenärztlichen Notdienst (116117) wenden, sollen durch die Leitstelle nach telefonischer oder telemedizinischer Ersteinschätzung der für sie am besten geeigneten Notfallstruktur zugewiesen werden.

Zugleich sollen an Krankenhäusern integrierte Notfallzentren (INZ) aufgebaut werden. Sie sollen aus einer Notaufnahme des Krankenhauses, einer kassenärztlichen Notfallpraxis sowie einem "Tresen" als zentrale Entscheidungsstelle bestehen. Auch hier sollen Patienten nach einer Erstbefragung den richtigen Strukturen zugewiesen werden. Krankenhäuser und Kassenärzte sollen verpflichtet werden, sich an den Notfallzentren zu beteiligen. "Damit ist sichergestellt, dass die Lasten gleich verteilt werden", sagte Lauterbach.

Das Konzept traf auf unterschiedliche Reaktionen: Die Krankenkasse AOK begrüßte die Vorschläge: "Die Patienten brauchen endlich eine zentrale Anlaufstelle und eine Notfallversorgung aus einer Hand", erklärte die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands, Carola Reimann. Zugleich forderte sie, dass die Integrierten Notfallzentren an den Krankenhäusern ein eigenständiges Budget erhalten sollten. Nur so könne garantiert werden, dass "ohne ökonomische Beeinflussung und nach medizinischen Kriterien die richtige Versorgungsebene angesteuert wird".

Zustimmung kam auch von Spitzenverband der Gesetzlichen Kassen: Es handle sich um mutige und richtige Schritte, erklärte Vorstand Stefanie Stoff-Ahnis. Die Planung der Standorte müsse sich jedoch am Bevölkerungsbedarf orientieren, um bundesweit eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten und unnötige Doppelstrukturen zu vermeiden.

"Mehr Schatten als Licht" sieht dagegen die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Wenn Kassenärzte von 14 bis 22 Uhr in den Notdienstpraxen tätig sein sollten, stelle sich die Frage, wann sie noch in den eigenen Praxen arbeiten sollten, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen.

KNA

14.02.2023 - Medizin , Patient , Politik