Gegen Gewalt und Verachtung

Polens Kirche verurteilt Angriffe auf Homosexuellen-Demo

Polens katholische Bischofskonferenz hat die Angriffe von Hooligans auf den ersten Marsch für Homosexuellen-Rechte in Bialystok verurteilt. "Gewalt und Verachtung können auf keinen Fall gerechtfertigt und akzeptiert werden", sagte ihr Sprecher Pawel Rytel-Andrianik. Aggressionen wie in Bialystok im Nordosten Polens müssten eindeutig abgelehnt werden.

In der 300.000-Einwohner-Stadt hatten am Wochenende rechtsextreme Fußballanhänger die rund 800 LGBT-Demonstranten mit Flaschen, Pflastersteinen und Knallkörpern angegriffen. Die Polizei nahm nach Angaben des Innenministeriums 25 Hooligans vorübergehend fest.

Rytel-Andrianik zitierte den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki: "Diese Menschen sind nicht in erster Linie Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle - sie sind vor allem unsere Brüder und Schwestern, für die Christus sein Leben gab und die er zur Erlösung führen will." Gleichzeitig müsse man das ganze Evangelium verkünden und dürfe nicht aufhören, "das Todsünde zu nennen, was es im Kern ist".

Der Erzbischof von Bialystok, Tadeusz Wojda, hatte parallel zu dem Marsch zu Gebeten in der Kathedrale aufgerufen - "für die Verteidigung der christlichen Vision des Menschen, der Familie und des allerhöchsten Gutes, der Kinder". Gemeinsam mit dem orthodoxen Erzbischof Jakub lud er zudem zu einem Familienpicknick ein. An der Kundgebung beteiligten sich laut der polnischen Nachrichtenagentur KAI etwa 400 Menschen. Sie trugen demnach Transparente mit Slogans wie "Stopp den kulturellen Marxismus". Insgesamt gab es rund 40 Gegenveranstaltungen zum sogenannten Gleichheitsmarsch.

Innenministerin Elzbieta Witek betonte, die Polizei werde immer entschlossen auf Gesetzesverstöße reagieren: "Es gab und gibt keine Erlaubnis für rowdyhaftes Verhalten." EU-Ratspräsident Donald Tusk machte auf Twitter die polnische Regierung mitverantwortlich für die Ausschreitungen: "Hooligans, Antisemitismus, Homophobie - nichts Neues. Die Tragödie ist, dass die Macht ihr Patron ist."

Erzbischof Wojda hatte in einer am ersten Juli-Wochenende in allen Kirchen des Erzbistums verlesenen Erklärung "kategorisch Nein" zu der Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen (LGBT) gesagt. Man dürfe nicht zulassen, dass heilige Werte verhöhnt und religiöse Gefühle ungestraft verletzt würden. Bei diesen Paraden erregten Teilnehmer mit ihrer "unzensierten Haltung und Kleidung" besonders bei Kindern und Jugendlichen Anstoß, so Wojda.

KNA

22.07.2019 - Ausland , Bischöfe