Beauftragter der Bundesregierung: Konsequenzen ziehen

Politik bestürzt über neuen Antisemitismus-Fall an Schule

Auf den jüngsten bekannt gewordenen antisemitischen Übergriff an einer Berliner Schule haben Vertreter von Politik und Judentum mit Bestürzung reagiert. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte am Mittwoch der „Welt“ (online), der Fall an der John-F.-Kennedy-Schule habe ihn schockiert. Dies zeige: „Antisemitismus ist oft auch da, wo man ihn überhaupt nicht vermutet.“

An der Schule im bürgerlich geprägten Stadtteil Zehlendorf erhielt nach Medienberichten ein Schüler Zettel, auf die Hakenkreuze gemalt waren. Auf dem Schulweg hätten ihm Mitschüler Zigarettenrauch ins Gesicht geblasen und gesagt, er solle an die im Dritten Reich vergasten Juden denken.

Klein rief „die gesamte Schulgemeinde auf, nun die notwendigen Konsequenzen aus dem Fall zu ziehen und dafür zu sorgen, dass ein derartiges Mobbing nicht mehr vorkommt“. Er begrüßte, dass sich die Schulleitung offen zu dem Fall bekannt und Fehler eingeräumt habe.

Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) äußerte sich in der Zeitung „bestürzt, dass solche gravierenden Vorfälle über so eine lange Zeit unbemerkt blieben“. Da sich die Eltern direkt an die Diskriminierungsbeauftragte der Senatorin gewandt hätten, solle nun kontrolliert werden, welche eigenen Meldesysteme die Schule habe und wie sie das aktuelle Mobbing aufarbeite. „Das ist offenbar dringend nötig“, so Scheeres.

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, mahnte die Schulen, antisemitische Vorfälle ernst zu nehmen und nicht zu vertuschen. Es handle sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Solche Vorfälle gebe es an allen Schulformen und überall in Deutschland. Religiös motiviertes Mobbing gehe zwar häufig, aber nicht nur von muslimischen Schülern aus, betonte Schuster. Er rief dazu auf, Lehrkräfte fortzubilden, um auf antisemitische Vorfälle angemessen zu reagieren. Sie bräuchten den Rückhalt der Schulleitungen und der zuständigen Behörden.

Schuster forderte überdies ein „bundesweites niedrigschwelliges Meldesystem für antisemitische Vorfälle“. Nur wenn sich die Situation genau analysieren lasse, könne Antisemitismus wirksam bekämpft werden. Bund und Länder müssten dafür rasch die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Wie der Freistaat Bayern am Dienstag angekündigt hatte, wird er ein niederschwelliges Melderegister für antisemitische Vorfälle einführen.

KNA

28.06.2018 - Diskriminierung