50 Verhaftungen

Polizei räumt australisches Flüchtlingslager auf Manus

Die Polizei von Papua-Neuguinea hat das offiziell seit Ende Oktober geschlossene australische Flüchtlingslager auf Manus gestürmt. Sie will es räumen und die verbliebenen 400 Flüchtlinge in alternative Lager umsiedeln. „Drei Minibusse mit Flüchtlingen sind soeben aus dem Lager gefahren. Berichten zufolge wurden 50 Männer verhaftet“, twitterte am Donnerstag Tim Costello, Chef der Organisation World Vision Australia.

Costello ist Mitglied einer Kommission australischer und internationaler Entwicklungshilfeorganisation, die sich derzeit auf Manus ein Bild von der Situation im Lager machen wollte. An Australiens Premierminister Malcolm Turnbull richtete Costello die Forderung: „Beenden Sie diesen Wahnsinn sofort.“

Der australische Einwanderungs- und Grenzschutzminister Peter Dutton bestätigte inzwischen die Räumung des Lagers und die Verhaftungen. Premier Turnbull warf den Flüchtlingen vor, ihre Einreise nach Australien „durch Erpressung“ erreichen zu wollen. „Wir lassen uns nicht erpressen“, sagte Turnbull laut einer auf seiner Website veröffentlichten Mitschrift bei einer Pressekonferenz.

Unter den Verhafteten war auch der Iraner Behrouz Boochani, der als der Sprecher der Flüchtlinge gilt. In einem Tweet nach seiner Freilassung warf Boochani der Polizei Gewaltanwendung vor. „Sie hielten mich zwei Stunden lang an einem Ort hinter dem Lager in Handschellen gefangen ... Sie haben mich mehrere Male herumgestoßen und meine Habseligkeiten zerstört“, twitterte Boochani am Donnerstagnachmittag.

Gemäß einem Urteil des obersten Gerichtshofs von Papua-Neuguinea musste Australien das Flüchtlingslager auf Manus schließen. Australien verweigert selbst anerkannten Asylbewerben, die als Bootsflüchtlinge Australien erreichen wollten, die Einreise. Die Behörden von Papua-Neuguinea hatten seit der Schließung des Lagers mit dem Abstellen des Stroms und Zerstörung von Trinkwassertanks die Flüchtlinge zum Umzug zwingen wollen. Die Flüchtlinge selbst verlangen ihre Aufnahme in Australien.

Das forderten Anfang November auch die katholischen Bischöfe Australiens. Zudem sollte Australien das Angebot Neuseelands zur Aufnahme einiger Flüchtlinge aus dem Lager Manus annehmen, sagte Bischof Vincent Long Van Nguyen, Vorsitzender der Bischofskommission für Migranten und Flüchtlinge; er war selbst als Jugendlicher als Bootsflüchtling aus Vietnam nach Australien gekommen.

KNA

24.11.2017 - Ausland , Flüchtlinge